7 Fragen, die man vor einer Gründung beantworten sollte

Gastbeitrag von Michael Negele
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Wenn es den Beruf Ideenfinder gäbe, dann hätte ich einen Full-time Job. Ich habe unendlich viele Ideen im Kopf gehabt und auf Blatt geschrieben. Viele davon habe ich nach kurzer Zeit aufgegeben. Wenige davon haben etwas mehr Zeit gefordert und nur ein bis zwei zähle ich zu meinen Projekten.

Wenn es Dir genauso geht, dann kennst Du das Gefühl – Du wachst mitten in der Nacht auf und hast diesen Moment: Eine geniale Idee. Von nun an brennst Du innerlich. Du arbeitest jeden Tag bis spät in die Nacht, Deine Gedanken geben Dir keine Ruhe und Dein Freund oder Deine Freundin glaubt, dass Du spinnst, weil das mittlerweile zum 15. Mal passiert.

Anfangs war ich mir immer ganz sicher, dass jede Idee klasse ist. Nach einiger Zeit habe ich gelernt, meine “Ideen-Flashs” zu kontrollieren. Wenn mir mittlerweile Ideen einfallen, weiß ich innerhalb von ein paar Stunden und bei nur wenigen erst nach einem Monat, ob das Sinn macht.

Um möglichst schnell schlechte Ideen abzulegen um Zeit zu sparen, stelle ich mir sechs wichtige Fragen. Jason Cohen, Gründer von WP Engine, hat mit einem seiner Blog-Beiträge die Grundlage für meinen “Spicker” geschaffen. Einige Punkte kennt der ein oder andere sicherlich bereits.

Meine Checkliste für jede Idee:

1. Was ist die Idee? Elevator Pitch (60 Sekunden)
Ich weiß, jeder spricht davon. Aber oft habe ich den Pitch nicht gelernt. Sobald man mit Kunden oder Geldgebern in Kontakt kommt, sollte der Pitch stehen. Ich gehöre zu denen, die ewig am Pitch arbeiten können. Jedes Wort spielt für mich persönlich eine große Rolle.

2. Wer ist der perfekte Kunde?
Was ich damit sagen möchte: Man sollte genau wissen, wer in Zukunft Geld für das Produkt ausgeben wird. Je genauer man den Kunden beschreiben kann, desto besser – Alter, Bildung, Präferenzen bis hin zu Listen von Messen oder Events, die für den Kunden wichtig sind.

3. Gibt es einen Unterschied zwischen Kunde und Nutzer?
Falls es einen Unterschied zwischen Kunden und Nutzern gibt, dann sollte man auch den perfekten Nutzer kennen. Jack Dorsey, Gründer von Twitter, erzählt in diesem Interview, wie wichtig es ist Geschichten über den Nutzer und Kunden zu verfassen.

4. Was sind Stärken, Schwächen, Chancen und Gefahren?
Ich gehe stark davon aus, dass die SWOT-Analyse und ihre vier Komponenten bei allen Lesern bekannt ist. Trotzdem muss ich mir immer selber sagen, wie wichtig diese Analyse ist.

5. Habe ich einen Wettbewerbsvorteil durch meine Erfahrung, bestehende Kunden oder ein Team aus Menschen, die sich auskennen?
Um einen wirklichen Wettbewerbsvorteil zu haben, muss man sich überlegen was man hat oder anbieten kann, das kein anderer in kurzer Zeit lernen, nachbauen oder kaufen kann.
Beispiel: Ich habe zwei Jahre lang für ein finnisches Startup namens Kupilka gearbeitet. Meine Aufgabe zu dieser Zeit war der Aufbau des internationalen Vertriebsnetzwerks. Das Wissen, das ich mir angeeignet habe und die Kontakte, die ich in dieser Zeit geknüpft habe sind der Grund, weshalb ich mich mit Ideen innerhalb der Outdoor-Industrie befasse.
“The Only Real Competitive Advantage is that which cannot be copied and cannot be bought.” (Jason Cohen)

6. Was sind meine Lösungen zu den worst case scenarios?
Was tun wenn eine andere Firma die Idee kopiert und bereits Fördermittel hat? Auch wenn man sich diese Fragen ungern stellt, sollte man sich damit außeinander setzen.
Heutzutage versuche ich immer, mir einen zweiten oder dritten Plan zu überlegen. Es braucht nämlich Zeit bis man einen Ersatzplan hat wenn mal etwas schief läuft. Dann ist es meistens zu spät.

7. Was sagen die ersten 30 potenziellen Kunden?
Ernst wird es erst, sobald man mit den ersten Kunden spricht. Mit einem Mockup (Prototypen) kann man sehr viel herausfinden. Mit 95% aller Ideen (meine persönliche Schätzung) sollte man dies auch tun (In einem gesonderten Beitrag werde ich meine Erfahrung mit solchen Interviews mit euch teilen).
Grundsätzlich: Ich suche immer den persönlichen Kontakt zu potenziellen Kunden und Nutzern. Mit einem Fragenkatalog von 5 bis max. 7 Fragen versuche ich dann herauszufinden, was der Kunde bisher genutzt hat, wie er meine Idee findet und was er dafür zahlen würde.

[hr]

Über den Autor

Michael Negele
Michael Negele

Michael Negele hat im Jahr 2010 sein Medienmanagement (B.A.) Studium abgeschlossen. Nach seinem Studium hat er zwei Jahre lang für junges Unternehmen namens Kupilka in Finnland als Sales & Marketing Manager gearbeitet. Während dieser Zeit war er für den Aufbau eines internationalen Vertriebs Netzwerkes zuständig. Danach machte sich Michael zum ersten Mal in Helsinki selbständig, bis er sich nach einem Jahr für den Umzug nach Stuttgart entschieden hat. Nun ist Michael in der Gründerphase eines Startups, das Kontakte für in- und ausländische Unternehmen vermittelt. Michael hat in Rwanda, USA, Finnland und Deutschland gelebt und spricht fließend Deutsch, Englisch und Französisch.

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