Die schlechte Qualität von Apple Maps hat für reichlich Wirbel gesorgt. Die Kunden haben sich an die hohen Ansprüche Apples gewöhnt und verlangen von kaum einem anderen Unternehmen mehr Perfektion. Doch wie wichtig ist Perfektion beim Erstellen eines Produkts? Wie gelingt der Spagat zwischen Geschwindigkeit und Qualität?
Ungewissheit macht Perfektion in einem Startup zu einem gefährlichen Gegenspieler. Denn wir können oft nur raten, ob ein neues Produkt, Service oder Feature vom Kunden wirklich gewollt wird oder welches Detail wichtig ist. Es perfekt zu machen, bedeutet wertvolle Ressourcen zu opfern und ist am Anfang nahezu unmöglich. Daher müssen wir Produkte testen, die alles sind, aber nicht perfekt.
Ideen und Annahmen gilt es in Hypothesen zu verwandeln, das Produkt zu erstellen und zu messen, was wahr und was unwahr ist. Eine schnelle Alpha-Version gibt Auskunft darüber, ob ein Markt für die Idee existiert. Ein weiterer Grund für eine rasche Umsetzung ist, dass es leichter und produktiver ist etwas Bestehendes zu verbessern, als in ellenlangen Diskussion auf theoretischer Ebene über Konzepte zu philosophieren.
Das Streben nach Vollendung ist erst dann angebracht, wenn ein Geschäftsmodell funktioniert und auch da kann Perfektionismus zum Feind werden, wenn er auf die falschen Bereiche angewandt wird.
Der Kreis gilt in vielen Kulturen als perfekte Form. In der japanischen Ästhetik steht das Enso auch für die Ablehnung der Perfektion.
Perfektionisten
Was ich an Mitarbeitern mag, die perfektionistisch veranlagt sind, ist ihre Liebe zum Detail – gleichzeitig kämpfen Perfektionisten oft mit zwei Problemen:
Adam und Eva
Viele Perfektionisten neigen dazu, abhängige Bedingungen zu sehen, wo sie nicht sind. Sie rühren im Urschleim rum, müssen einzelne Punkte klären, bevor sie sich in ein Projekt stürzen.
Wenn diese Menschen dann noch mit einem gesunden Selbstbewusstsein gesegnet sind, erkennt man oft nicht, dass sie ihre eigentliche Aufgaben nicht erledigen. Sie tummeln sich auf Nebenkriegsschauplätzen. Dort leisten sie oft sogar gute Arbeit, aber sie machen eben nicht, was sie eigentlich sollen.
Panikmodus
Während des Studiums hatte ich eine Komillitonin, die vor den Klausuren halbe Nervenzusammenbrüche hatte. Wenn wir Mathe lernten, sprach sie schon von Steuern und von all den anderen Klausuren, die noch auf uns zukommen würden. Natürlich versetzte sie das in einen gefährlichen Panikzustand, in dem es ihr kaum noch möglich war, die vor ihr liegende Aufgabe zu lösen.
Wenn wir an alles was vor uns liegt gleichzeitig denken, stellt sich schnell Stress ein. Wir können nicht erkennen, wie wir den Berg der vor uns liegenden Aufgaben bewältigen sollen. Es hilft, wenn man sich nur auf das Problem konzentriert, mit dem man gerade zu tun hat und alles andere ausblendet.
Macht euch bewusst, dass im Kopf Probleme entstehen, die in der Realität nicht auftreten werden und anders herum. Das szenische Durchdenken ist verschwendete Zeit. Probleme sollten dann angegangen werden, wenn sie auftauchen. Hin und wieder muss man das große Ganze betrachten, wer das allerdings ständig tut, gerät schnell in Panik. Richtet eure Konzentration auf die vor euch liegende Aufgabe und erledige sie.
Liest man die Biografie von Steve Jobs bekommt man einen Eindruck davon, was wahre Perfektion bedeutet, nämlich die Konzentration auf das Wesentliche. In dieser empfehlenswerten Biografie taucht ein Zitat immer wieder auf:
Simplicity is the ultimate sophistication. – Leonardo DaVinci