Wie Gewohnheiten das eigene Leben bestimmen – Und wie man sie erfolgreich ändert

Gewohnheiten können gut oder schlecht sein, dies ist vor allem abhängig von der eigenen Perspektive. Schlecht nur, wenn man seine Gewohnheiten ändern möchte, aber immer wieder daran scheitert. Charles Duhigg hat zu diesem Thema ein wunderbares Buch geschrieben, The Power of Habit, welches ich als Grundlage für diesen Beitrag nutzen möchte.

Forscher haben herausgefunden, dass sich Gewohnheiten ins Gehirn ‚einbrennen‘, sodass man gar nicht mehr über den Weg zur Arbeit nachdenken muss oder meistens auch nicht mehr weiß, ob man jetzt die Haustür abgeschlossen hat oder nicht. In Gedanken war man schon wieder ganz woanders, der Körper hat intrinsisch einfach das gemacht, was er gewöhnt ist: Beim Verlassen der Wohnung die Tür abschließen. Diese Gewohnheiten gehen soweit, dass sie über die Zeit sogar Nervenstränge im Hirn verändern. Und diesen eingefahrenen Nervenbahnen muss man wiederum entgegen wirken, wenn man Gewohnheiten verändern möchte, wie zum Beispiel der Nachmittagssnack für zwischendurch im Büro, rauchen oder auch regelmäßiger Drogenkonsum.

Gewohnheiten haben dabei immer auch mit Belohnungen zu tun: Nach dem Ausführen einer bestimmten Gewohnheit erwartet man währenddessen oder danach eine bestimmte Belohnung, die ein gutes Gefühl mit sich bringt. Duhigg spricht dabei vom „Cue-Routine-Reward“ Kreislauf (Auslöser-Gewohnheit-Belohnung), der sich nur schwer durchbrechen lässt. Dabei kommt es oftmals noch nicht mal auf die Sache an sich an, sondern auf das gute Gefühl, was sich mit der Belohnung einstellt. Nachmittags im Büro wieder mal ein Konzentrationstief? Dann schnell mal zur Cafeteria, einen Schokoriegel holen und dabei noch einen Plausch mit den netten Kollegen halten. Danach kehrt man erfrischt an den Arbeitsplatz zurück. Das Interessante dabei ist allerdings, dass nicht der Schokoriegel die eigentliche Belohnung ist, sondern die Unterhaltung und Ablenkung durch die Kollegen. Die Müdigkeit als anfänglicher Auslöser bringt den gewohnten Gang zur Cafeteria mit sich. Gleiches gilt übrigens auch für Raucherpausen oder fünfte Tasse Kaffee am Tag.

Duhigg, The Power of Habit, S. 72

Interessanterweise funktionieren erfolgreiche Gewohnheitsänderungen aber nur dann, wenn man den Willen hat, etwas zu ändern und außerdem fest daran glaubt, dass sich etwas zum Positiven verändern wird. Der Glaube an die positive Veränderung ist dafür verantwortlich, dass Gewohnheitsänderungen auf Dauer erfolgreich sind, z.B. bei nachhaltiger Ernährungsumstellung oder Drogenentzug.

Duhigg beschreibt außerdem eindrucksvoll, wie auch Unternehmen ihre Kultur und ganze Gesellschaften ihre Einstellung zu bestimmten Themen ändern können, wenn sich anfangs als klein erscheinende Gewohnheiten als Veränderungsauslöser entpuppen. Er nennt dabei den Montgomery Bus Boycott in den 1950er Jahren in den USA, der als Auslöser für die Auflösung der Rassentrennung in den USA gilt. Der Montgomery Bus Boycott hatte aber nur deshalb solch einen großen Erfolg, da Rosa Parks, die sich gegen die Rassentrennung in öffentlichen Bussen wehrte und deshalb festgehalten wurde, so positiv und fest in ihrer Gemeinschaft verankert war und damit nicht nur die Unterstützung ihrer engen Freunde hatte, sondern auch ihres erweiterten, schwachen Netzwerks:

A movement starts because of the social habits of friendship and the strong ties between close acquaintances. 
It grows because of the habits of a community, and the weak ties that hold neighborhoods and clans together.
And it endures because a movement’s leaders give participants new habits that create a fresh sense of identity and a feeling of ownership.

(Duhigg, The Power of Habit, S. 217. Zum Paradigma der schwachen vs. starken Beziehungen siehe auch meinen Beitrag zu Granovetters Netzwerktheorie)

Jeder einzelne hat also die Möglichkeit, seine Gewohnheiten zu verändern (schonmal darüber nachgedacht, mit dem Rauchen aufzuhören, weniger Alkohol zu trinken, mehr Sport zu machen?), wenn er daran glaubt, dass dies sein Leben verbessern wird. Unternehmen oder Gesellschaften brauchen zusätzlich jemanden, der den ersten Anstoß zur Veränderung gibt und so hoch angesehen in der Gemeinschaft ist, dass auch das weitere Umfeld die Veränderung akzeptiert und mit trägt.

Ich habe in den letzten Monaten meine Ernährung grundlegend verändert und mache so viel Sport wie schon lange nicht mehr, weil ich weiß, dass es mir gut tut. Und ihr? Welche Gewohnheiten möchtet ihr dauerhaft verändern? Und wie möchtet ihr den Auslöser-Gewohnheit-Belohnungskreislauf durchbrechen?

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Quelle Headerbild: eren {sea+prairie} unter CC-Lizenz BY 2.0

2 Kommentare zu „Wie Gewohnheiten das eigene Leben bestimmen – Und wie man sie erfolgreich ändert“

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