Diese Woche haben wir uns mit Lefti von smoope unterhalten, deren App den Service-Prozess zwischen Unternehmen und Kunden erheblich erleichtern möchte.
Wer bist Du und welches Produkt bietet ihr an?
Mein Name ist Eleftherios Hatziioannou – auch bekannt als “Lefti”. Ich bin Co-Founder der smoope GmbH. Unsere App „smoope – Service To Go“ ist ein Instant Messenger, der Unternehmen und Kunden direkt vernetzt.
smoope kommt von “smooth operator”. Eines abends als wir dabei waren, einen Namen für unsere Geschäftsidee festzulegen, lief Musik von Sadé im Hintergrund und da hat es einfach Klick gemacht! Die Wortkreation gefiel uns auf Anhieb, sie ist “sticky” und viel interessanter als die langweiligen Alternativen, wie Instaservice und Co., die zur Debatte standen.
Seit wann gibt es Euch als Unternehmen?
Am 1. Oktober 2013 haben wir die smoope GmbH gegründet bevor wir am 09. Oktober den Prototypen auf Android-Basis gelauncht haben. Wir haben zunächst mit einem ausgewählten Kreis von Mobilfunk-Shops unsere Grundannahmen getestet und Feedback eingeholt bevor wir das System fertig entwickelt haben. Seit März sind wir neben der Web-App für Unternehmen auch auf iOS verfügbar.
Wie seid ihr auf die Gründungsidee von smoope gekommen?
Halil Mandal, mein Co-Founder, kam letzten Sommer auf mich zu, um mir seinen Frust als Unternehmer im Mobilfunk-Einzelhandel mitzuteilen. Er klagte darüber, dass der Wettbewerbsdruck größer werde und er nach einer Lösung suche, die es ihm erlauben würde, großartigen Kundenservice zu bieten. Er wollte für seine Kunden auch jenseits seiner Shops da sein und sie damit noch stärker an sich binden. Wir haben darüber nachgedacht, wie wir dieses Problem am Besten lösen können, wie sich das Kommunikationsverhalten von Menschen verändert hat und welche technologischen Möglichkeiten wir dafür nutzen könnten. Als das Grundkonzept stand, ging es dann sehr schnell. Wir sind es aber auch deshalb angegangen, weil wir in der Vergangenheit schon zu viele gute Ideen (auch einige eigene!) sterben gesehen haben, weil sie nicht angepackt wurden.
Was habt ihr vorher gemacht und wie habt ihr als Team zueinander gefunden?
Halil hat eine Ausbildung als Groß- und Einzelhandelskaufmann gemacht, ist aber schon seit vielen Jahren selbständig und unternehmerisch tätig. Erst im Vertrieb von Finanz- und Versicherungsprodukten und seit etwa 5 Jahren im Mobilfunkbereich. Aktuell betreibt er noch zwei Shops in Reutlingen und Tübingen, wovon der eine zu den erfolgreichsten in Süddeutschland gehört.
Ich selbst habe fast 9 Jahre bei der Daimler AG gearbeitet, wo ich über ein BA-Studium (BWL) im Bereich Brand Communications gelandet bin. Dort habe ich mehrere Stationen durchlaufen, vom Sport-Marketing über Globale Werbung zur Digitalen Kommunikation. In meiner letzten Station konnte ich als erster Social Media Manager der Marke Mercedes-Benz den Grundstein für den Erfolg der Traditionsmarke in den neuen/ sozialen Medien legen. Die gesammelten Erfahrungen setze ich seit 2011 in meiner Unternehmensberatung für meine Kunden ein.
Wir haben beide schon mit dem einen oder anderen Startup zu tun gehabt, indem wir Freunde unterstützt, ein paar eigene Ideen in den Sand gesetzt (von einer Facebook Quiz App bis hin zu einer Bio Fast Food-Kette in Südafrika) und im Rahmen unserer Möglichkeiten in andere Startups investiert haben.
Was waren die größten Herausforderungen bei Eurer Gründung?
Wir konnten in den zurückliegenden Jahren viele Erfahrungen sammeln und Fehler machen. Das hilft uns heute, grobe Schnitzer zu vermeiden – zumindest bisher. Die größte Herausforderung lag bisher sicherlich darin, die richtigen Entwickler an Bord zu holen, mit denen wir unsere Vision verwirklichen konnten. Ein technisches Team zu rekrutieren, mit dem wir harmonieren und das unsere Vision versteht. Zum einen ist es nicht so einfach gute Leute zu finden, zum Anderen muss man sich die auch leisten können. Mit ein bisschen Kreativität findet man aber immer eine Lösung. Was uns geholfen hat, war sicherlich, dass wir ein gutes Netzwerk besitzen und eine große Vision haben, für die wir brennen. Das ist ansteckend.
Warum habt ihr Euch bei der Gründung für Stuttgart als Standort entschieden und nicht wie viele andere für Berlin?
Wir würden ja gerne sagen, dass wir Stuttgart aus strategischen Gründen gewählt haben, aber so war es nicht wirklich. Wir sind von hier, unsere geschäftlichen Aktivitäten konzentrieren aktuell auf den Großraum Stuttgart und wir wollten einfach mal loslegen und keine Zeit verlieren. Der Standort ist aus unserer Sicht für eine Gründung zunächst mal unwichtig. Dank des Internets und innovativer Tools (einige ja sogar aus dem Neckar Valley!) kann man auch ganz gut standortunabhängig arbeiten. Unser Kern-Entwicklerteam sitzt in Berlin. Losgelöst von unserer Gründung hat sich Stuttgart aber in den letzten Jahren durchaus gemausert. Ich erinnere mich noch daran, wie wir vor knapp 10 Jahren ein Projekt im Bereich E-Learning angegangen sind und verzweifelt nach relevanten Veranstaltungen und Ansprechpartnern gesucht haben. Als wir dann bei einer Veranstaltung in Freiburg landeten, waren wir überrascht, dass wir (die Anfänger) die Einäugigen unter den Blinden waren und mehr wussten als die vermeintlichen “Experten”. Mittlerweile findet fast jede Woche irgendwo im Raum Stuttgart ein Event statt, bei dem man sich mit anderen Gründern austauschen kann, es gibt einige erfolgreiche Startups und Unternehmer in der Region, die bereit sind, Ihre Erfahrungen zu teilen. Darüber hinaus ist der Innovationsgeist fest in dieser Region verankert, nur eben in traditionellen Branchen. Die Challenge ist, dass wir alle dafür sorgen, dass dieser Innovationsgeist wieder neu aufblüht und neue Ideen entstehen und vor Allem in Angriff genommen werden. Wir müssen uns dabei gegenseitig unterstützen. Dass es jetzt auch einige Förderprojekte und Organisationen in diesem Bereich gibt, macht es Gründern schon sehr viel einfacher, erste Schritte zu gehen und ihre Träume in Angriff zu nehmen – nicht zuletzt auch, weil die Szene besser organisiert ist. StartUp Stuttgart hat sich zur Stimme der Gründer entwickelt, teilt regelmäßig nützliche Informationen und ermöglicht Kontakte. Aber auch hier gilt: Keiner wird Dir die Arbeit abnehmen. DU musst es selbst anpacken!
Was möchtest du Gründern als Tipp mitgeben, wenn sie in Stuttgart (und der Region) gründen möchten?
1. Netzwerken: Ich rate jedem sofort damit anzufangen, Kontakte zu knüpfen, auszuhelfen, sich auszutauschen. Baut Euer Netzwerk über längere Zeit auf und nicht erst dann, wenn ihr es benötigt. Helft anderen, damit sie Euch vielleicht irgendwann auch helfen.
2. Eigenkapital ansparen: Fangt bereits vor der Gründung an, zu „bootstrappen“ und sparsam zu sein. Schafft etwas Geld auf die Seite, das Euch dann auch etwas “Sicherheit” gibt, wenn es zur Gründung kommt. „Money attracts money“ heißt es. Das werdet ihr spätestens dann merken, wenn ihr die Hosen runterlassen müsst vor einer Bank oder einem Investor. Wieso sollen sie Euch Ressourcen zur Verfügung stellen, wenn ihr bis jetzt noch keinen Cent auf der hohen Kante liegen habt?
3. Komfortzone verlassen: Siegertypen trainieren mehr, geben immer alles und arbeiten härter als alle anderen. Wenn das bedeutet, dass ihr einen Full-Time Job braucht und abends an Eurer Idee weiterarbeitet, dann ist das eben so. Holt Euch kritisches Feedback ein und nicht nur Komplimente. Die fühlen sich zwar besser an, wirklich weiterbringen tut einen allerdings nur kritisches Feedback, das Eure Schwachstellen aufzeigt und Eure Gedanken anregt.
4. Handeln: Last, but not least – verlasst möglichst schnell die Phase der Konzeption und Gedankenspiele und packt es einfach an! Viele Ideen sterben in Schönheit – und zwar auf einem perfekten Blatt Papier.
Angenommen du hättest die Chance einen Tag lang Bürgermeister von Stuttgart zu sein, was würdest du verändern?
Ich würde die gesamte City mit kostenlosem High-Speed Internet ausstatten. Ansonsten würde ich mir den Bildungsplan nochmal genauer ansehen und Unternehmertum schon dort mehr auf die Agenda bringen. Vor allem Kinder und Jugendliche sollen sich frühzeitig mit sich selbst, effizienteren Lernmethoden und Kreativtechniken auseinandersetzen und nicht nur zu „Hamstern“ erzogen werden. Halil würde das EXIST-Programm auch für Nicht-Studierte öffnen. Seiner Erfahrung nach sind viele erfolgreiche Unternehmer ohne Diplom- und Doktortitel. Davon hatten wir es erst gestern wieder in einem Gespräch mit anderen Gründern, die gerade durch dieses Programm gefördert werden. Geförderte Existenzgründung ist für Nicht-Studierte nur aus der Arbeitslosigkeit heraus und nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich. Da könnte man sicherlich auch ein paar Hürden abbauen und mehr Unternehmertum ermöglichen.
Mit wem würdest Du gerne Essen einmal gehen und warum?
Ganz ehrlich? Mit meiner Familie! Weil ich sie sehr vermisse im Moment. Sie leben in Rhodos (Griechenland) und ich sehe sie deshalb nur selten. Ansonsten mit jedem Unternehmer, der den Mut aufgebracht hat, den Status Quo nicht zu akzeptieren, seine Komfortzone (die in Deutschland auch sehr groß ist) zu verlassen und seine Ideen anzugehen. Man kann immer sehr viel lernen von diesen Menschen. Das sind Menschen, die weniger daran denken, was so alles schief laufen kann und mehr, was eigentlich passieren würde, wenn der Plan aufgeht. Ich mag Optimisten, die kalkuliertes Risiko eingehen. Wer sich angesprochen fühlt, sollte sich auf ein Lunch- oder Dinner-Date melden.
Wo siehst Du smoope in 5 Jahren?
Immer mehr Unternehmen werden unsere Apps und Services nutzen, um großartigen Service zu bieten. Schon allein die Nutzung unserer Produkte wird positive Abstrahleffekte auf Unternehmen haben – vergleichbar mit „Intel inside“ wird es an der Ladenfront oder im Kassenbereich Kennzeichnungen geben, die darauf aufmerksam machen, dass dort „smoope – Service To Go“ angeboten wird. Auf Konsumentenseite wollen wir uns als praktisches Helferlein in den Lebensalltag integrieren, indem wir die Interaktion mit Unternehmen vereinfachen. Immer wenn es um die Kontaktaufnahme zu einem Unternehmen geht, wird es heißen: „smoope das doch mal“. Bis dahin haben wir noch viel zu tun.
Wir laden Euch herzlich ein, selbst die App runterzuladen, uns Feedback zu geben und uns beim nächsten Besuch in Eurem Lieblingsrestaurant, bei Eurem Zahnarzt oder anderen Dienstleistern zu erwähnen. Damit ihr in Zukunft auch dort „Service To Go“ genießen könnt. Auch StartUp Stuttgart ist dabei – wie ich erfahren habe;)
Vielen Dank für das interessante Interview und weiterhin viel Erfolg!
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UPDATE 29. Juli 2014: smoope hat vom HTGF eine Investionsrunde im sechstelligen Bereich eingesammelt. Wir sagen herzlichen Glückwunsch! Weitere Details findet ihr in unserem Beitrag dazu.
Super Interview, Lefti!
Sehr lesenswert :)!
Vielen Dank, Vincent… Immer wieder schön, von Dir zu lesen/hören. Bis bald!
Lefti hat kürzlich außerdem ein super interessantes Interview für Gründerszene gegeben: „Ein Startup ist eine psychologische Achterbahnfahrt!“ Lesenswert: http://www.gruenderszene.de/allgemein/smoope
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