Diese Woche haben wir unsere 10 Fragen Sarah Haide und Clemens Walter von MyCouchbox gestellt, die monatliche Aboboxen mit süßen und herzhaften Snacks direkt in die deutschen Wohnzimmer liefern.
Wer seid ihr und welches Produkt oder Dienstleistung bietet ihr an?
Hallo! Wir sind MyCouchbox und versenden Süßigkeiten und Snacks wie Schokolade, Kekse und Gummizeugs. Ebenso auch mal besondere Überraschungen. Die MyCouchbox erscheint jeden Monat neu und wird von unserem Team direkt mit den vielen Herstellern da draußen treffsicher zusammengestellt. Bis zum Eintreffen beim Kunden ist die Zusammenstellung jeder Monatsbox ein Geheimnis. Da der Empfänger nicht weiß was dort drin ist, wecken wir so bis zur Ankunft und dem gespannten Auspacken den kleinen Entdecker in jedem unserer Kunden. Der Käufer probiert sich dann durch alle Produkte durch und kann diese auf unserer Webseite bewerten.
Seit wann gibt es Euch als Unternehmen und wie seid ihr auf die Gründungsidee gekommen?
Die Idee basiert auf einer Geschichte aus der Studienzeit. Clemens Mutter hat ihm immer selbstgepackte Pakete mit Socken, Handschuhen, Praktischem und eben Süßes geschickt. Das hat ihm durch den finanziell kargen Alltag geholfen und ist als Erinnerung haften geblieben. Da uns E-Commerce schon immer fasziniert hat, haben wir diese beiden Dinge kombiniert und die Idee der MyCouchbox entstand. Genauer gesagt haben wir die Entscheidung zum Start Ende November 2013 getroffen, schon sechs Wochen später war der Launch. In dieser Zeit haben wir die erste Seite „zusammen geklebt“, die Boxen im Wohnzimmer gepackt, Hersteller angerufen und bei der Umsetzung vieler notwendigen Dinge einfach improvisiert.
Was habt ihr vorher gemacht und wie habt ihr als Team zueinander gefunden?
Vor dieser Zeit waren wir in verschiedenen Unternehmen klassisch fest angestellt und wussten dabei immer, dass wir eigentlich gründen wollten. Wir nennen es gerne „bewusstes Gründen“. Zuerst haben wir es mit dem Startup „BuyOrBurn“ versucht. Das war eine Shopping App für gemeinsame Kaufentscheidungen im Freundeskreis. Die Startphase war klasse und sehr lehrreich. Wir haben z.B. Preise wie den „BW Goes Mobile Award“ gewonnen. Auch wenn der echte Launch der App nicht zustande kam, haben wir als Team zueinander gefunden und Methoden erarbeitet, beim nächsten Projekt noch besser und v.a. schneller zur praktischen Umsetzung zu kommen.
Was waren bei der Umsetzung von MyCouchbox bisher die größten Herausforderungen?
Erst einmal sind wir bis heute zu 100% selbst finanziert, sprich Bootstrapping pur. Das bedeutet natürlich die totale finanzielle Askese, die sich nur durch Nebenjobs aufrechterhalten ließ. Denn jeder Umsatzeuro wurde zum Re-Investment bei MyCouchbox belassen. Sarah und ich haben bspw. bei den RegioHelden interimsweise die Personalabteilung mit aufgebaut. Zudem sind wir sehr schnell gewachsen, sodass z.B. der Shop ständig angepasst werden musste. Wir möchten die Qualität hochhalten und unsere Kunden mit zufriedenstellender Ware versorgen. Unsere Strategie ist daher sehr vertriebsorientiert ausgerichtet, also viel Arbeit und ständige eigene Leistungskontrolle. Wir folgen den Regeln von Lean Startup. Jeder der das Buch kennt, kann sich vielleicht vorstellen, was da auf einen zukommt.
Wie sieht es eigentlich mit Wettbewerbern aus? Wo seht ihr eure Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale in der Positionierung gegenüber diesen Anbietern?
Wie es unser André gerne zu sagen pflegt „Come on, we´re MyCouchbox!“. Im Ernst, wir sind eine Box für den kleinen Hunger zwischendurch. Sei es im Büro oder abends auf der Couch. Andere Food-Boxen Anbieter nehmen sich z.B. dem Kocherlebnis in der Küche an. Das ist mal der grundsätzliche Unterschied. Direktere Wettbewerber sind Firmen wie „Brandnooz“ oder „Degustabox“. Es gibt also schon große Player, jedoch in einem sehr großen Markt. Denn gerade die Food-Branche hat einen hohen Innovationsdruck, um ständig neue Kunden zu gewinnen. Ein Modell wie unseres muss daher gar nicht nur einige wenige Vertreter im Markt haben. Durch beispielsweise guten Kundenservice und eine treue Community schaffen wir ein Gesamtpaket, das uns als Anbieter attraktiv macht.
Warum habt ihr Euch für Stuttgart als Standort entschieden und nicht wie viele andere Startups für Berlin?
Wir wohnen hier und das auch sehr gerne. Das Land Baden-Württemberg bietet sehr attraktive Standorte, top ausgebildete Leute, die ebenfalls hier bleiben wollen sowie die für uns wichtigen und richtigen Infrastrukturen. Nach Berlin zu gehen macht sicherlich theoretisch Sinn, aber unser großartiges Team ist eben hier zusammen gekommen und fest verwurzelt. Abgesehen davon gibt es hier noch riesige Potenziale in der Szene. Alleine deshalb müssen wir die Fahne mit hochhalten!
Was möchtet ihr Gründern speziell als Tipp mitgeben, wenn sie in Stuttgart (und der Region) gründen möchten?
„Sales is almost everything“ heißt es in den USA nicht ganz umsonst. Ganz persönlich sollte jeder Gründer Sales machen oder dieses zumindest lernen. Deshalb macht es einfach! Wir haben auf Events wie dem Gründergrillen wertvolles Networking betrieben, haben andere Gleichgesinnte getroffen. Ganz wichtig sind auch die Demut und der Fokus. Macht genau das Eine zu 100% und dabei keine Kompromisse. Außerdem sollte jeder das Buch „Lean Startup“ von Eric Ries gelesen haben und danach seine nächsten Schritte für sich ableiten.
Angenommen ihr hättet die Chance einen Tag lang Bürgermeister von Stuttgart zu sein, was würdet ihr verändern?
Ein riesiges „Beta-Coworking – Wir verändern die Welt“ Haus umsetzen. Unternehmertum muss hier vor Ort gefördert werden, auch ein moderneres Verständnis davon. Eine Gründung ist eine außergewöhnliche Erfahrung, die sich im Kreise von Gleichgesinnten zu fantastischen Ergebnissen führen lässt. Wir würden versuchen noch besser die Weichen für die fortschreitende Digitalisierung zu stellen. Digital ist sicher die Zukunft, vielmehr aber auch schon eine tagesaktuelle volkswirtschaftliche Kraft. Als Bürgermeister würde ich aber auch mehr E-Bikes zur Miete hinstellen. Bei dem Verkehr könnte das vielleicht weniger Stau bedeuten. Außerdem könnte es vielen Menschen Zeit und Nerven sparen.
Mit wem würdet ihr gerne einmal essen gehen und warum?
Unternehmerisch betrachtet zähle ich einfach mal auf: Mark Zuckerberg, Larry Ellison, Karl Icahn, Oli Samwer, Constantin Bisanz und sehr, sehr gerne mit dem Dalai Lama. Menschen mit Visionen, die das lieben und leben woran sie glauben. Die Liste könnte ich jetzt noch ewig fortsetzen.
Wo seht ihr MyCouchbox heute in fünf Jahren?
Wir arbeiten stetig daran zu wachsen, ohne dass uns irgendwann das Fundament wegbröckelt. Deswegen ist es unser Ziel in ein paar Jahren so wie wir heute sind dazustehen, nur noch besser in den Märkten etabliert und dennoch mit derselben Leidenschaft und Power angetrieben. Fünf Jahre mögen lange hin sein, aber sicher ist auf jeden Fall, dass auch dann noch viele Leute zwischendurch Süßes und Snacks naschen werden.
Vielen Dank für das interessante Interview!