Fragen an das Stuttgarter Startup Personomic

Personomic ist eine Ausgründung aus der Uni Stuttgart und stellt personalisierte Produkte, die mit
der Hand bedient werden, im 3D-Druck her. Seit November 2020 entwickeln sie einen
maßgefertigten Fahrradgriff. Durch die individuelle Anpassung an den Nutzer sollen
Handbeschwerden gelindert werden. Beim Fahrradfahren haben beispielsweise viele Menschen
Probleme mit tauben oder kribbelnden Händen.
Das Team besteht aktuell aus den drei Gründern Paul (Studium Maschinenbau an der Uni
Stuttgart, verantwortlich für die Produktentwicklung), Chris (Studium Elektro- und
Informationstechnik an der Uni Stuttgart, verantwortlich für Software & Design) und Andi (Studium
der Wirtschaftswissenschaften an der Uni Hohenheim, Marketing & Finanzen).

Wir haben Personomic unsere Fragen gestellt:

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

„Pauls Mutter betreibt eine Praxis für Physiotherapie. Er hat schon früh mitbekommen, dass viele
Menschen Probleme mit Handbeschwerden haben, z.B. das RSI-Syndrom (umgangssprachlich
Mausarm) durch die tägliche Computermausnutzung. Er experimentierte daher schon früh zuhause
mit seinem 3D-Drucker, um die Ergonomie von Produkten zu verbessern.
Im Rahmen seiner Masterarbeit entwickelte er eine personalisierte Computermaus, die perfekt zur
individuellen Nutzerhand passt.
Im November 2020 reichten wir unseren Antrag für das EXIST-Gründerstipendium ein, um die Idee
weiterzuentwickeln und marktreif zu machen.
Durch die Teilnahme an der Gründermotor Meisterklasse kam es dann im Dezember zu einem Pivot.
Wir entwickeln seitdem den Fahrradgriff, weil wir nach gründlicher Recherche und Analyse dort auch
einen großen Bedarf und Potenzial sehen.“

Wie funktioniert die Technik hinter Personomic?

„Um den Fahrradgriff aber auch andere Produkte wie die Computermaus im 3D-Druck zu fertigen,
brauchen wir exakte Handmaße. Eine Möglichkeit hätte darin bestanden, den Kunden Abdrucksets
mit Abformmasse zuzusenden, mit denen die Kunden einen Abdruck der Hand machen und uns
wieder zusenden. Wir erkannten aber, dass dies zu umständlich und kundenunfreundlich ist.
Wir hatten daher früh die Idee, die Handmaße über ein einzelnes Foto zu ermitteln. Mit der von uns
entwickelten Software kann ein Kunde ganz einfach einen Handscan von zuhause aus machen. Dafür
benötigt man nur ein DIN-A4-Blatt sowie ein Smartphone.
Mit dem Foto der Hand können wir die Hand millimetergenau vermessen. Das DIN-A4-Blatt dient uns
dabei als Referenzobjekt, dessen Maße wir kennen. Mit den Handmaßen erstellen wir ein frei
bewegliches 3D-Modell der Hand.
Ähnlich wie bei orthopädischen Schuheinlagen erstellt unsere Software einen virtuellen Abdruck der
Hand samt Handballenauflage und Griffmulden.“

Was unterscheidet eure Fahrradgriffe von herkömmlichen? Welche Vorteile hat man davon?

„Fahrradgriffe werden bisher nur in Standardgrößen angeboten, die im Hinblick auf eine
Durchschnittshand entwickelt wurden. Demzufolge gibt es eine große Anzahl an Fahrradfahrern, für
die diese Griffe keine optimale Lösung darstellen.

Durch die Herstellung im 3D-Druck können wir jeden Griff wirklich individuell auf die jeweilige Hand
anpassen und somit ein Maximum an Ergonomie bieten. Das haben bereits Druckanalysen gezeigt,
für die unsere Griffe mit am Markt erhältlichen ergonomischen Griffen verglichen wurden.
Wir verwenden außerdem Silikon als Material für die Griffe. Herkömmliche Fahrradgriffe bestehen in
der Regel aus Gummimischungen. Diese fangen bereits nach kurzer Zeit aufgrund der darin
enthaltenen Weichmacher an, zu kleben. Da Silikon keine Weichmacher enthält und zudem sehr
abriebfest ist, sind unsere Griffe wesentlich langlebiger.
Zusätzlich hat man die freie Wahl beim Design der Griffe und kann sowohl die Grifffarbe als auch den
Klemmring und die Textur des Griffes festlegen. Eine persönliche Gravur rundet das Design ab.
In unserem Konfigurator kann man kreativ sein.“

Aktuell läuft eure erste Crowdfunding Kampagne. Was ist euer Ziel und wie geht es danach weiter?

„Mit der Crowdfunding-Kampagne möchten wir 5.000€ einsammeln, um ein fehlendes
Spritzgusswerkzeug zu finanzieren. Aktuell wird der Kern des Griffs noch 3D-gedruckt. Diesen
möchten wir aber in Zukunft im Spritzguss fertigen, da er dadurch nochmal deutlich stabiler wird.
Im Anschluss an die Crowdfunding-Kampagne bauen wir dann die Serienproduktion auf und planen,
die ersten Griffe im März auszuliefern. Nach der Auslieferung der Crowdfunding-Griffe wollen wir
den regulären Verkauf starten, sowohl über unseren eigenen Onlineshop als auch den Fachhandel.“

Langfristig gesehen will Personomic der führende Anbieter für personalisierte Produkte werden, die mit
der Hand bedient werden. Personomic wird dabei die Fahrradmarke bleiben. Die anderen
Produkte, wie z.B. die Computermaus, werden sie unter einer anderen Marke vertreiben.

Vielen Dank Personomic!

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