Mit AVIrem wollen Ulrich Beyle und Patrick Zajonc Piloten von ferngesteuerten Hubschraubern und Flugzeugen Kunstflug beibringen, ohne eine Vielzahl der teuren Fluggeräte zu Schrott zu fliegen. Dafür haben sie eine motorisierte Fernsteuerung (StickMover) erfunden. Mit der zugehörigen Software können die Piloten die Kunstflugfiguren direkt am Rechner üben und die Feinmotorik erlernen. Wir haben uns das von Ulrich Beyle genauer erklären lassen.
Wo habt ihr Euch kennengelernt und wie kam es, dass ihr zusammen ein Firma gegründet habt?
Wir kennen uns schon etwas länger. Ich war glaube damals 18 Jahre und Patrick nur unmerklich älter, als er die Treppen zu unserem Gewölbekeller runter stieg um gemeinsam historischen Schwertkampf zu trainieren, natürlich noch mit anderen. Nach ein paar Jahren der gemeinsamen Auftritten in historischen Gewändern rief er mich eines Tages an und erzählt mir von der Idee der “Lehreinheit” wie er den StickMover bzw. die Holzschachtel damals noch nannte.
Wir wussten von früher, dass wir sehr gut miteinander konnten und unsere Gedanken auch in den gleichen Bahnen laufen. Manchmal ist es erschreckend, erleichtert aber die Kommunikation ungemein. Nach einem weiteren halben Jahr Protoypenentwicklung sowie unzähligen Tests mit verschiedenen Kameras haben wir uns entschlossen, eine Firma zu gründen und unser Produkt selbstständig auf den Markt zu bringen.
Was macht AVIrem und wen möchtet ihr damit erreichen?
Wir stellen den StickMover her. Dieser dient Piloten im RC (Remote Control) Bereich Figuren und Manöver zu erlernen. Seien es waghalsige 3D Flüge mit dem Heli oder Flächenmodellen oder Flüge mit FPV Quadcoptern oder Multicoptern. Wer mit einem RC Modell abheben und landen kann und gerne mehr können würde ist unser Publikum.
Wie ist Euer Hintergrund und woher kommen die Kontakte zur RC Welt?
Patrick hat schon Jahre vor der Gründung RC Flug betrieben. Hauptsächlich mit Helikoptern. Er kam genau zu dem Problem vor dem fast jeder Pilot einmal steht. Er sieht einen Flugmanöver und denkt. “Geil, will ich auch können!” Auf die Frage wie das geht an den Piloten kommt meist leider nur ein Schulterzucken und eine wage Aussage wie, “…bisschen hier kommen lassen, dann da nach steuern und oben dann voll rüber reissen…” Wir sprechen hier über Aktionen die in Millisekunden angesteuert werden. Ein Fehler und das Model liegt im Acker und 100-600 € sind futsch.
Von der Idee zum fertigen Produkt war es ein langer weg, mit welchen Herausforderungen hattet ihr zu tun?
Mit viel. Da Patrick aus der IT kommt und ich aus dem medialen Bereich konnten wir diese Punkte schon mal sehr gut abdecken. Er war außerdem ja noch Erfinder, Bastler, und RC Kenner. Bei mir kamen die Eigenschaften wie Business, Design und Usability hinzu. Schwierigkeiten hatten wir trotzdem, gerade das Thema Spritzguss. Dass es nicht günstig wird war uns recht schnell klar, dass wir dort Hilfe brauchen ebenfalls. So kam es, dass wir uns bei Nico Niewind (Turnier Pilot seit er 6 Jahre alt ist und ein bekannte Größe der RC Szene) sowie dessen Vater (ehemaliger RC Pilot und CAD Ingenieur) trafen um unsere “Vesperbox” – sie sah leider wirklich so aus – zu optimieren, aufzupolieren und für RC Piloten anzupassen.
In Eurem Beraterkreis sind auch Profi Piloten, wie waren die Reaktionen auf die ersten Prototypen und wie arbeitet ihr zusammen?
Nico und sein Vater waren sofort Feuer und Flamme, auch die Reaktion von anderen Piloten den wir unser Gerät vorgestellt haben und die ja die AVIskills – also die “nachfühlbaren” Videos einfliegen war schlichtweg Begeisterung. Klar gab es auch kritische Stimmen von Beta Testern. So hatten wir zum Beispiel einen sehr guten Piloten aus Stuttgart, der meinte: “Die Idee ist super, aber mir bringt sie gar nichts. Ich kann schon alles. Hättet ihr damit nicht vor ein paar Jahren kommen können, dann hätte ich viele Stunden am Simulator sparen können.” Ganz erspart hätte er sie sich nicht unbedingt, aber seine Lernkurve wäre um einiges steiler gewesen.
Hardware ist immer mit Investitionskosten verbunden, wie habt ihr die lange Entwicklungszeit finanziert?
Das war recht Lustig. Wir schrieben einen Businessplan, Präsentation, Hochrechnungen usw. Diese gaben wir unseren Verwandten und Freunden eigentlich zum Korrekturlesen. Als Antwort haben wir dann gehört: “Seite 3, Absatz 2 da fehlt ein Komma und ich bin mit X% dabei.” Wir mussten also gar nicht an die breite Öffentlichkeit gehen, sondern sind nun in einer Firma mit sehr entspannten Investoren. Natürlich geht es denen am Ende auch um Geld, aber das ist ja auch gut so. Von der Dauer haben wir ein wenig länger gebraucht als gedacht. 3,5 statt einem Jahr.
Aktuell läuft die Kickstarter Kampagne, wie geht es bei erfolgreichem Funding weiter?
Die Kickstarter Kampagne machen wir hauptsächlich um den Spritzguss zu bezahlen und das Produkt auf den Markt zu bekommen,
Dann werden erstmal die Spritzgusswerkzeuge produziert und es gehen die ersten 1.000 Stück in die Fertigung. Wenn alles gut läuft werden wir auch nach der Kampagne weiter verkaufen und uns an die Entwicklung des StickMovers 2 machen können. Die Pläne dazu liegen schon in der Schublade, alleine Zeit und ein Budget fehlt aktuell.
Was sind Eure Ziele für AVIrem? Kommen neben RC Helikoptern und Flugzeugen weitere Anwendungen hinzu?
Jup. Drohnen, Multicopter, FPV, Paraglider… eigentlich alles was fliegt und ferngesteuert ist. Wir werden weiterhin die besten Piloten einfliegen lassen und das Lernen für den normalen Piloten erleichtern. Vielleicht erlebt das Hobby RC Flug durch uns eine kleine Renaissance.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg mit der Kampagne!
AVIrem im StartupSpot
Zwei alte Kumpel hatten eine großartige Idee… so fangen viele erfolgreiche Gründungsgeschichten an. Die StickMover-Story geht so ähnlich. Zunächst hatte Patrick Zajonc die zündende Idee. Als Computer-Experte und langjähriger Hobby-Modellflieger schaute er eines Tages mal wieder einem echten Modellflug-Profi zu, wie er waghalsige Figuren flog. Patricks großer Wunsch: So möchte er eines Tages auch fliegen können. Patrick probierte alles aus. Er versuchte es mit einem Buch. “Ich habe bald gemerkt, dass ich die Verbindung zwischen dem Buch und meinen Fingern nicht hinkriege.“ Auch mit einem Video klappte es nicht wirklich. „Du kannst deine Aufmerksamkeit nicht zwischen Auge und Hand aufteilen – die Schwierigkeit ist, beides zusammenzubringen.“ Zu dieser Zeit lernte Patricks kleiner Sohn gerade, seinen Namen zu schreiben. „Ich habe gesehen, wie er den Stift hielt und wusste plötzlich, was zu tun war. Du wirst nie etwas durch Zuschauen lernen – du musst es selbst tun.“ Seit diesem Moment vor vier Jahren fing Patrick an, über seiner Erfindung zu tüfteln. Bald holte er sich Unterstützung dazu und fragte seinen alten Freund Ulrich F. Beyle, ob er mitmachen will. Er wollte und steuert seitdem seine Kompetenz im Bereich Medien, Design und Business bei.
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