Gastbeitrag von Michael Negele
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Am 17. Juli war ich auf der „Unternehmer im Dialog“ Veranstaltung, die von Ernst & Young organisiert wird und Teil des „Entrepreneur des Jahres“ Wettbewerbs ist. Als ich dort ankam war ich mir zunächst nicht sicher, ob ich das richtige Outfit anhatte. Alle Besucher waren in Anzug gekleidet und ich hatte gar nicht daran gedacht, dass es sowas wie einen Dresscode gibt. Shorts & Shirt waren zwar nicht das Richtige, aber das hat die Veranstalter nicht gestört.
In einer der hinteren Ränge nahm ich Platz und fing an, zuzuhören was die drei erfolgreichen Unternehmer aus Baden-Württemberg zu erzählen hatten und ich schrieb wie immer mit. (Mein Kurzzeitgedächtnis ist nicht so gut, weshalb ich immer gezwungen bin, mitzuschreiben.)
Eingeladen waren Dr. Dirk Biskup, Geschäftsführer der CeGat GmbH, einem erfolgreichen Bio-Tech-Startup mit Sitz in Tübingen; Dr. Nikolas Stihl, Vorsitzender des Beirats der STIHL Holding AG & Co. KG und Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Vorstands der ElringKlinger AG.
Wie man Qualität weltweit sichert.
Wer als Startup an einem Hardware-Produkt arbeitet und dieses weltweit vermarkten möchte, kann von diesen drei Unternehmern viel lernen.
Dr. Nikolas Stihl setzt vor allem auf „Qualität entlang der gesamten Lieferkette“. Das heißt, dass von der Mitarbeitersuche bis zur letzten Schraube in einer Produktionshalle in China alles nach den eigenen Vorgaben funktionieren muss. Das heißt aber auch, dass man die „Zulieferer in den Griff“ kriegen muss und dass man ständig „Kontakt zu den Händlern und Kunden“ hat. Stihl erwähnte auch, dass bei der Konstruktion der Produkte vor allem folgendes zählt: möglichst wenige “Dinge” in einem Gerät einbauen und Gesundheitsrisiken wie auch Sicherheit beachten.
Wer als Gründer plant, im Ausland produzieren zu lassen kann von Dr. Stefan Wolf von ElringKlinger vor allem eines lernen: dass alle Werke weltweit „selber aufgezogen werden“. In allen Werken wird dann dieselbe Technologie genutzt und die lokalen Arbeiter „á la IHK Standards“ ausgebildet. Diese Mitarbeiter sind dann zwar danach sehr gefragt, aber auch das wird bedacht. Zum Beispiel bekommen chinesische Mitarbeiter nach fünf Jahren ein Auto geschenkt.
Von den drei Unternehmen war die CeGat GmbH, das nebenbei Gewinner des deutschen Gründerpreises ist, das einzige „Startup“. Dr. Dirk Biskup hat das Unternehmen mit seiner Frau Dr. Dr. Saskia Biskup gegründet. Die Idee hatten beide damals während eines Strandurlaubs in Florida „in den Sand gezeichnet“. Für Dr. Biskup sind vor allem ein ganz bestimmter Typ Mitarbeiter wichtig: „Leute mit roher Intelligenz, einem guten Abschluss, einer Promotion und wenig Erfahrung.“ Bei der CeGat GmbH gibt es dabei ein sehr wichtiges Prinzip: „Du darfst einen Fehler machen, aber nie verschleiern.“
Wenn möglich aus eigenen Mitteln finanzieren.
Interessant fand ich auch die Antworten zum Kapital der Unternehmen. Die Firma STIHL hat bisher alle großen Investitionen aus dem Cash Flow getätigt, wobei man bei “Einzelinvestitionen an die lokale Bank geht”. Das Ziel der Firma STIHL ist laut Dr. Nicolas Stihl, dass man strategisch selbst aus den eigenen Mitteln finanziert. Dabei will man möglichst nicht von “Jungen Analysten, die in Ihren Büros sitzen und keine Ahnung vom Tagesgeschäft haben” abhängig sein.
Die CeGat GmbH hat vor allem Dank des eigenen Erfolgs keine Probleme mit Krediten gehabt. Grund: Nach dem ersten Jahr war das Unternehmen schon im „Plus“. Beide Gründer achten darauf, dass „keiner in das tägliche Geschäft hinein redet“, weshalb sie sich letztes Jahr für ein strategisches Investment gegen Kapitalerhöhung mit der B. Braun Melsungen AG entschieden haben.
Die besten Leute finden und einstellen.
Das Bio-Tech Unternehmen CeGat GmbH, das vor allem darauf setzt, schnellere und bessere Auswertungsmethoden für die Sequenzierung von DNA & RNA zu erstellen, sucht vor allem nach Fachärzten für Humangenetik, von denen es nur sehr wenige in Deutschland gibt.
Die Elring Klinger AG und STIHL suchen vor allem nach den besten Entwicklungsingenieuren. In beiden Unternehmen wird dabei sehr früh viel Wert auf Verantwortung gelegt. „Wer als Ingenieur anfängt, hat von vorne rein die Verantwortung für das gesamte Projekt.“, sagt Dr. Nikolas Stihl. Um die besten Leute zu finden werden Kontakte zu Hochschulen geknüpft und gepflegt.
Was tun diese Unternehmen gegen Datenklau und das Kopieren von Patenten?
Ein Gast hat am Ende der Diskussion diese Frage gestellt, die auch mich sehr beschäftigt. Vor allem durch die jetzige Diskussion mit der NSA und deren PRISM-Programm. Darauf antwortete Dr. Wolf, dass „Zeichnungen nicht ausreichen“, um ihre Produkte nachzubauen. Der Grund: Der Produktionsprozess ist sehr schwer nachzuvollziehen. Um das Risiko gering zu halten finden alle Basis-Entwicklungen nur in der Zentrale statt. Dr. Stihl fügte hinzu, dass Software sowieso keine Patente hätten, sondern „Verschlüsselungen von Steuerungen“.
Power to the Ländle
Wie man hoffentlich lesen kann, können wir sehr viel von erfolgreichen Unternehmen aus dem „Ländle“ lernen. Vor allem für Startups, die Hardware bauen, gibt es hier viele Unternehmen, die bereit sind zuzuhören, zu helfen und vielleicht sogar zusammenzuarbeiten.
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Über den Autor
Michael Negele ist Marketing-Fachmann. Er hat sich auf den Aufbau von Vertriebsnetzwerken online spezialisiert. Michael hat im Jahr 2010 sein Medienmanagement-Studium (B.A.) abgeschlossen. Nach seinem Studium hat er drei Jahre lang für ein Startup namens Kupilka in Finnland als Sales & Marketing Manager gearbeitet. Während dieser Zeit war er für den Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzwerkes von Grund auf zuständig. Danach machte sich Michael zum ersten Mal in Helsinki selbständig, bis er sich nach einem Jahr für den Umzug nach Stuttgart entschied. Michael hat in Rwanda, USA, Finnland und Deutschland gelebt und spricht fließend Deutsch, Englisch und Französisch.