In den letzten Tagen ist man kaum noch an ihnen vorbeigekommen: Kleine, personifizierte KI-Actionfiguren, realistisch bis ins Detail, fluten das Netz. Der neue Bildgenerator von ChatGPT macht’s möglich – und das ist nur ein Beispiel von vielen. Auch in anderen kreativen Disziplinen schreitet die Entwicklung rasant voran. Mit Suno und Udio drängen zwei leistungsstarke KI-Tools für Musikproduktion auf den Markt. Im Videobereich stehen mit Sora (OpenAI) und HeyGen erste marktreife Generatoren bereit, die filmreife Szenen auf Knopfdruck erschaffen können. Was wir erleben, ist eine kreative Revolution – beeindruckend und beängstigend zugleich.
Eines ist klar: KI nimmt viele künstlerische Eintrittshürden. Was früher Ausbildung, Equipment und Erfahrung voraussetzte, ist heute mit wenigen Klicks erreichbar. Wer ein gutes Gespür für Ästhetik und Sprache hat, kann heute ohne klassische Ausbildung beachtliche Ergebnisse erzielen – von Illustrationen über Musik bis zu Video-Storyboards. Doch genau darin liegt auch die Herausforderung für Startups in kreativen Branchen: Wenn (fast) jeder gestalten kann, worin liegt dann noch der Wettbewerbsvorteil?
KI als Remix – keine echte Kreativität?
Kritiker betonen: Künstliche Intelligenz ist letztlich nur ein Remix-Tool. Sie analysiert bestehende Werke aus riesigen Trainingsdatensätzen und kombiniert sie zu neuen, aber nicht originären Inhalten. Neuronale Netzwerke sind nicht kreativ im menschlichen Sinne – sie erkennen Muster, aber keine echten Bedürfnisse oder Emotionen. Das eröffnet für Startups auch eine klare Chance: Sich durch echte, menschliche Kreativität abzugrenzen. Gerade in den Bereichen Design, Fotografie, Videografie und Copywriting wird es entscheidend sein, nicht einfach Bestehendes neu zu verpacken, sondern Neuartiges zu schaffen. Emotionale Tiefe, kulturelle Relevanz, authentisches Storytelling – das sind Dinge, die keine KI liefern kann. Noch nicht, und vielleicht nie. Menschliche Kreative verstehen ihre Zielgruppen, spüren Trends, hören zwischen den Zeilen. Sie entwickeln Lösungen, die wirklich berühren. Das ist der Raum, in dem kreative Startups auch künftig bestehen – wenn sie sich nicht auf die Technik verlassen, sondern sie strategisch einsetzen.
KI als Werkzeug, nicht als Ersatz
Gründer und Gründerinnen in der Kreativbranche sind gut beraten, ihre menschlichen Stärken in den Mittelpunkt zu stellen: Empathie, Intuition, strategisches Denken. KI ist ein mächtiges Werkzeug – ein kreativer Sparringspartner, ein Beschleuniger. Aber die Richtung, die Idee, der Kern? Die müssen weiter vom Menschen kommen.