Bundestagswahl 2017 – Startups im Fokus

 Am 24. September ist es soweit: Die nächste Bundestagswahl steht an. Wohin man derzeit geht, fährt oder läuft ist alles voller Wahlplakate und Wahlwerbung. Wir haben Adrian Thoma vom Bundesverband Deutsche Startups e.V. gebeten hinsichtlich dem Thema Startups und Regierung einmal Stellung zu nehmen: was in den letzten Jahren erreicht wurde, woran gearbeitet werden muss und welche Wünsche er an die kommende Regierung hat.

 

Gastbeitrag von Adrian Thoma (BVDS).

Am 24. September ist Bundestagswahl in Deutschland und das Thema Digitalisierung ist politisch relevant wie nie zuvor. Startups spielen bei der Digitalisierung eine zentrale Rolle. Als Bundesverband Deutsche Startups e.V. verstehen wir uns als die politische Stimme der Startups in Deutschland.

In den vergangenen vier Jahren haben wir in dieser Rolle einige Meilensteine erfolgreich begleitet, unter anderem die Anrechenbarkeit von Verlustvorträgen bei Anteilsübernahmen, die Steuervorteile bei Veräußerungsgewinnen von Streubesitz sowie die Schaffung des „Neuen Marktes 2.0“. Auch auf Landesebene erleben wir in Baden-Württemberg eine Wiederbelebung der Startup-Politik, kürzlich erst zu bewundern auf dem gut besuchten Startup Gipfel Baden-Württemberg . Es ist also viel Positives zu verzeichnen.

Einige Hürden gilt es aber noch zu überwinden. Der Umstand beispielsweise, dass die politischen Vorstöße bislang oftmals über Förder- und damit Steuergeld-Logik funktionieren, scheint wenig unternehmerisch. Besser wären eine intelligentere Regulierung, so dass beispielsweise auch große Kapitalsammelstellen wie Pensions-Fonds in Startups investieren dürfen.

Mehr Anreiz für private Investition anstatt staatliche (Über-) Förderung wäre grundsätzlich wünschenswert. In den nächsten Jahren werden die entscheidenden politischen Weichen gestellt bei Frage, ob Deutschland die viel zitierte Rückrunde der Digitalisierung gewinnen wird. Drei Anregungen, die gerade in Baden-Württemberg einen positiven Einfluss darauf nehmen könnten:

1. Gründerstipendium für alle

Das Exist Gründerstipendium ist ein exzellentes Förderinstrument für Akademiker, das in Baden-Württemberg durch das Programm Junge Innovatoren sogar verlängerbar ist. Jetzt muss der nächste Schritt folgen: ein Gründerstipendium für alle. Gerade in Baden-Württemberg, in dem Land mit den meisten B2B-Gründungen im Landesvergleich, müssen wir Menschen in beruflichen Kontexten die Gründung weiter vereinfachen, um diesen Standortvorteil auszubauen. Denn: Gründungsideen entstehen oftmals aus den vom Gründerteam persönlich erfahrenen Herausforderungen und unbefriedigten Kundenbedürfnissen. Wenn wir an die großen Themen wie Industrie 4.0 und Internet of Things denken, sollten wir daher vor allem die Gründer ins Rennen schicken, die entsprechende Erfahrungen und Problemstellungen aus der beruflichen Praxis mitbringen.

2. Ausländische Fachkräfte und Gründer willkommen heißen

Eine Studie aus den USA sagt, dass mehr als die Hälfte der Unicorns – also der Startups die mit mehr als einer Milliarde USD bewertet sind – einen Einwanderer im Gründerteam hatten. Dem gegenüber hat Baden-Württemberg die niedrigste Gründerquote was Nicht-Deutsche angeht. Hier ist also noch viel ungenutztes Potential vorhanden.  Wir fordern ein Zuwanderungsgesetz, das nicht nur die konsequente Umsetzung von Welcome-Centern, Englisch-Kenntnisse der Behörden und eine schlanke Bürokratie bei Gründungsvorhaben vorsieht, sondern vor allem einen Bewusstseinswandel erzeugt: als Bundesrepublik müssen wir uns aktiv einschalten und – um es in der Startup-Sprache zu beschreiben – eine Active Sourcing & Development Strategie zur Gewinnung der talentiertesten Köpfe im internationalen Staaten-Wettbewerb entwickeln und betreiben.

Gerade in Zeiten von Trump & Co ist Deutschland zunehmend attraktiv für Talente aus der ganzen Welt, die identifiziert, angesprochen, gewonnen und gehalten werden wollen.

3. Mehr Gründer/-innen braucht das Land

Die Gründerquote ist auf einem historischen Tief. Schuld“ daran ist die gute Konjunktur. Esbenötigt also einen starken Schub an unternehmerischer Initiative, angefangen in den Schulen, in denen Schülerfirmenprojekte Pflicht und eine zeitgemäße IT-Infrastruktur Standard sein sollten, bis hinein ins Studium, wo Entrepreneurship Education vor allem auch in MINT-Fächern verpflichtend angeboten und Professoren nicht nur über die Anzahl ihrer Veröffentlichungen und Doktoranden incentiviert werden sollten, sondern auch über die Anzahl der Ausgründungen, die sie begleiten.

Wer mehr über die Position des Verbandes erfahren will: mit der Deutschen Startup Agenda haben wir als Bundesverband einen umfassenden Maßnahmen Katalog entwickelt. Eine Bitte zu guter Letzt an alle Gründerinnen und Gründer: Nutzt eure Stimme – geht wählen!

Adrian Thoma, Seriengründer und Mitglied im Bundesvorstand des Bundesverbandes Deutsche Startups e.V.

 

Adrian Thoma, ist Seriengründer, Business Angel und Startup Vertreter. 2008 gründete er seine erste Firma Simpleshow, die er 2013 mit knapp 80 Mitarbeitern auf 3 Kontinenten verkaufte. Seit 2016 ist Adrian Mitglied im Bundesvorstand des Bundesverbands Deutsche Startups e.V.

Der Bundesverband Deutsche Startups e.V. wurde im September 2012 in Berlin gegründet. Der Verein erläutert und vertritt die Interessen, Standpunkte und Belange von Startup-Unternehmen gegenüber Gesetzgebung, Verwaltung und Öffentlichkeit.

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