Businesspläne, der “Club der toten Dichter” oder Speed Datings?

Gastbeitrag von Prof. Dr. Christian Hopp, zuvor erschienen auf dem Attentum Consulting Blog 
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Schätzungsweise zehn Millionen Unternehmer verfassen weltweit jedes Jahr einen Businessplan. Warum eigentlich und was haben Businesspläne, der “Club der toten Dichter” und Speed Datings gemeinsam? Als Businessplan bezeichnet man das schriftliche Dokumentieren, Sammeln und Analysieren von Informationen, um zukünftige Aufgaben, Risiken und Chancen zu identifizieren. In der Wissenschaft gibt es unterschiedliche Ansichten über die Gründe einen Businessplan zu verfassen.

1. Konzeptuelle Planung oder besser „Trial-and-Error“?

Wissenschaftler wie bspw. Ansoff vermuten, dass rationale, gezielte Planung von Vorteil ist und ein Businessplan ein Konzept von Eventualitäten und Möglichkeiten darstellt und damit Unternehmer in die Lage versetzt, die Kontrolle über zukünftige Ereignisse zu behalten. Andere Theoretiker (z.B. Mintzberg) argumentieren jedoch, dass Unternehmer sich auf das Improvisieren und damit auf ein „Trial-and-Error“-Lernen verlassen sollten. Ihrer Ansicht nach stellen formelle Businesspläne nur eine Ablenkung dar und es treten selten positive Effekte auf. Anstatt bis zu 200 Stunden Arbeit in das Erstellen von finanziellen Prognosen zu investieren und schriftlich einen Plan darzulegen (mit unklar definierten Ziele und Arbeitsschritten), schlagen diese Forscher vor, dass angehende Unternehmer sich eher darauf fokussieren sollten ihre Idee zu implementieren, anstatt sie nur zu planen.

2. Businesspläne nur aus Konformität oder zur Legitimation als Gründer?

Im Gegensatz dazu zeigt eine Vielzahl neuerer Studien von institutionellen Theoretikern (wie beispielsweise Honig), dass Unternehmensgründer Businesspläne zumeist aus einem ganz anderen Grund schreiben: Konformität und die eigene Legitimation als Gründer. Was verstehen wir unter Konformität? Rückblick auf den „Club der toten Dichter“

Formelle Businesspläne sind normative Mechanismen, die erforderlich sind für etwaige Kreditentscheidungen, aber keinen direkten Nutzen darstellen. Die Suche nach externer Finanzierung, sei es von Venture Capital Gebern, Business Angels oder auch einer reinen Bankfinanzierung gehen in der Regel nicht ohne einen Businessplan vonstatten. Businesspläne sind somit Signale – also kostspielige Merkmale –  in denen relevante Information beispielsweise über Fähigkeiten der Gründer an den Kapitalgeber gesendet werden. Das bedeutet, grundsätzlich erstellen angehende Firmengründer Businesspläne oft als Reaktion auf Druck von außen. Unternehmensgründer haben schlichtweg ohne einen Businessplan keine Möglichkeit an Geld zu kommen. Das heißt nicht, dass Businesspläne grundsätzlich nicht helfen, sie helfen vielmehr auf eine indirekte Art und Weise: Für Firmengründer ist es schwierig sich einem Businessplan zu entziehen, wenn die Umgebung einen solchen erwartet. Sie geben dadurch ihrer Umwelt zu verstehen, dass sie die Spielregeln verstanden haben und legitimieren sich damit in den Augen möglicher Geldgeber; „When in Rome, do as the Romans do“.

3. FAZIT: Businesspläne sind mit dem Nutzen eines Speed Datings vergleichbar

Die Finanzierung von jungen Unternehmen ist somit vergleichbar mit Online-Dating. Es gibt Parship oder Elite Partner, bei denen man lange Profile ausfüllt, über Hobbies spricht und sich einen Partner fürs Leben sucht und somit einen fundierten Überblick über die eigene Person gibt. Oder es gibt Chatroulette und Hot or Not, wo letztlich nur der erste, schnelle Eindruck zählt.
Theoretisch sollten Businesspläne eine Rolle erfüllen wie beispielsweise Parship oder Elite Partner, in der Praxis ist es aber eher wie bei Chatroulette und Hot or Not: Bei der Gründungsfinanzierung dienen Businesspläne häufig nur dazu sich einen schnellen ersten Eindruck zu verschaffen. Sie helfen sich einen Überblick von der Idee zu machen, am Ende entscheidet aber das Bauchgefühl, der Eindruck den das Management Team hinterlässt, oder die Frage ob das Business Modell skalierbar ist und der Markt groß genug. Businesspläne sind wichtige Instrumente um eine „Eintrittskarte zur Party“ zu bekommen, für die endgültige Finanzierungszusage entscheidet aber zumeist der persönliche Eindruck, den der Gründer und sein Team hinterlassen.

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Über den Autor

Prof. Dr. Christian Hopp ist Inhaber des Lehrstuhls für Technologieorientiertes Unternehmertum an der RWTH Aachen. Er beschäftigt sich in Forschung und Lehre mit Fragestellungen aus den Bereichen Venture Capital Finanzierung und Gründungsmanagement. Im Mittelpunkt steht dabei die empirische Analyse strategischer Unternehmensentscheidungen, insbesondere im Gründungsprozess und bei Gründungsentscheidungen. Daneben berät er mit der attentum-consulting GbR Unternehmen in Sachen Kommunikation.
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Bildquelle: Dennis Skley unter CC-Lizenz CC BY-ND 2.0

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