Wir haben Laila Zohaib, Startup Coachin an der Hochschule der Medien und Community Ally bei Migrapreneur.org, unsere Fragen zum Thema Migrapreneurship gestellt.
Was sind Migrapreneurs?
„Unter einem Migrapreneur versteht man eine:n Entrepreneur:in mit Migrationsserfahrung, welche sich häufig durch ihr starkes Mindset, hoher Risikobereitschaft und ihre Fachkompetenz auszeichnen.“
Mit welchen Problemen werden Migrapreneurs konfrontiert?
„Das ist leider eine ganze Bandbreite, sowohl kulturell als auch strukturell. Wie startet der Entrepreneur hierzulande durch? Mit Kapital von Freunden und Familie. Zugang dazu haben Migrapreneurs, die häufig alleine zum Arbeiten oder Studieren hierher kommen, jedoch nicht. Sie bootstrappen, um den Laden am laufen zu halten. Darunter leidet besonders der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zum Kunden. Außerdem dürfen sie, aufgrund von ihrem jeweiligen Aufenthaltsstatus, kein Unternehmen in Deutschland gründen. Dies führt dazu, dass sie seitens der Business Angels, VCs und Banken keine Förderung bekommen können. Je nachdem aus welchem Land ihr Reisepass ist, lehnen manche Banken sogar die Eröffnung eines Girokontos ab. Zudem fehlt es ihnen an Mentoren, die ihnen helfen, sich im Bürokratie-Dschungel Deutschlands zurecht zu finden. Darüber hinaus fehlt ihnen der Zugang zu einem Netzwerk aus Expert:innen und Förder:innen, welche das enorme Innovationspotential von Migrapreneurs wertschätzen und stärken.“
Wie könnte man das in Zukunft verbessern?
„Auf persönlicher Ebene können das ganz niedrigschwellige Angebote sein wie Unterstützung beim Ausfüllen von Dokumenten, Einführung in die öffentliche Verwaltung oder die Vernetzung zu biligualen Expert:innen wie Notaren, Steuerberatern, Rechtsberatern, Business Angels etc. Wenn man jedoch das große Ganze betrachtet, brauchen Gründer:innen mit Migrationserfahrung ein Netzwerk aus Mentor:innen, Kapitalgebern und Infrastruktur, um in Deutschland durchzustarten.“
Was ist deine Zukunftsvision?
„Diversität muss gelebt werden. Das bestehende Ökosystem für Entrepreneurship und Innovation muss sich für Gründer:innen mit Migrationserfahrung öffnen und sie gleichberechtigt unterstützen. Beispiele hierfür gibt es aus den USA: Techstars und J.P. Morgan investieren 80 Mio. Dollar in ihrem Pre-seed Pre-Accelerator Fund for Diverse Entrepreneurs, Accenture mit dem Black Founders Development Program oder Google mit dem Black Founders Fund. Die diesjährige Kooperation von Google x Migrapreneur.org hat die Bewerberzahl um 51% für den Fund gesteigert. Und die Bewerber:innen kamen aus Berlin. Das sollte vorallem ein Signal an alle deutschen Kapitalgeber sein, endlich aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen und in das Potential von Migrapreneurs zu investieren.“
Vielen Dank Laila!