Gründen ist nicht immer ein großes Startup-Festival

Aus aktuellem Anlass möchte ich heute meine Gedanken mit euch teilen, dass es beim Gründen und in Startups an sich nicht nur rosige Zeiten gibt. Dies ist ein Thema, welches in der großen Runde oftmals nicht angesprochen wird, deshalb ist es mir umso wichtiger, das an dieser Stelle mal zu tun.

Gründen macht Spaß. Gründen bringt die Möglichkeit, endlich selbst etwas zu bewegen und zu sehen, wie das eigene Schaffen direkte Ergebnisse bringt. Viele machen sich selbständig, um frei von den Zwängen des Angestellten-Daseins zu sein und ihr eigenes Ding durch zuziehen. Das bringt viele Vorteile mit sich, aber auch einige Schattenseiten. Nicht zuletzt, weil man sich wieder anderen Zwängen ausgesetzt sieht. Neben finanziellen Sorgen, ständigen strategischen Entscheidungen und Problemen mit Kunden (wenn man denn schon welche hat), ist die emotionale Belastung nicht zu verachten. Man trägt die Verantwortung für ein Unternehmen, oftmals auch für ein Team, dessen Wachstum man meist so schnell nicht geplant hatte. Und diese Verantwortung wiegt schwer, vor allem wenn man abends nach dem Arbeitstag nicht abschalten kann – und das können vor allem in den Anfangsjahren die wenigsten. Viele tragen ihre Probleme mit nach Hause und vergessen dabei, dass es auch ein Leben außerhalb des Unternehmens gibt. Umso mehr, wenn zu Hause niemand wartet. Hinzu kommen auch Zweifel an dem, was man tut. Hat das alles seine Richtigkeit? Wird sich die Arbeit lohnen? Wann habe ich endlich wieder ein paar freie Tage am Stück?

Auf Dauer hinterlässt das Spuren. Wer ist schon in der Lage, unversehrt zwei Jahre oder mehr einen Dauersprint hinzulegen? Wer ein wenig die US Startup-Szene verfolgt, hat in den letzten Wochen mitbekommen, dass es selbst die nach außen hin sehr stark wirkenden Gründer und Innovatoren nicht schaffen (u.a. Internet-Aktivist Aaron Swartz und Jody Sherman, CEO von Ecomom) diesem Druck standzuhalten.

Es gibt natürlich wie immer Ausnahmen, aber im Großen und Ganzen ist die Belastung enorm. Zum Glück wachsen wir an unseren Aufgaben. Und viele lässt die Unterstützung von Freunden, Familie und auch durch die Community die schwierigen Zeiten durchstehen. Wichtig ist dabei, dass die Community nicht nur nimmt, sondern auch gibt und sich gegenseitig unterstützt, wo es nur geht.

Die Schwierigkeit liegt darin, zu erkennen, wenn jemand Unterstützung benötigt. Die meisten sind zu stolz, nach außen zuzugeben, wenn mal etwas nicht so glatt läuft. Angst vor Versagen, zu vielen Fragen, Schadenfreude…

Deshalb mein Appell an euch: Sprecht miteinander, fragt nach, tut etwas, helft euch. Engagiert euch, in welcher Form auch immer. Gebt der Community das zurück, was ihr von ihr bekommt bzw. bekommen habt. Denn nur so kann sie sich weiterentwickeln und blühen!
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Übrigens hilft es auch, ab und zu oben genannte Startup-Festivals zu besuchen, um sich mit anderen Gründern auszutauschen und den motivierenden Spirit mit nach Hause zu nehmen.

Was ist eure Meinung zu dem Thema? Habt ihr bestimmte Rituale oder Rezepte, um motiviert zu bleiben und der Verantwortung gerecht zu werden?

3 Kommentare zu „Gründen ist nicht immer ein großes Startup-Festival“

  1. Oh, schöne Worte, sehr gut zuammengefasst.

    In vielen Ländern und auch in Berlin gibt es seit Jahren die „FailCon“ – eine Konferenz, die sich nur um das Thema „Scheitern“ dreht – damit andere davon lernen können!

    Genau das will ich hier sehen! Dieses „Geben-und-nehmen“, dieses „Fehler“ eingestehen, dieser Wissenstransfer unter den Machern von oben nach unten und von unten nach oben. Community halt. Was ich in Berlin alltäglich erleben dürfte – offene Herzen. Vertrautheit unter Fremden. Das mag es hier auch geben, aber eben auf schwäbisch. Ich zitiere nochmal einen Absatz: „Die meisten sind zu stolz, nach außen zuzugeben, wenn mal etwas nicht so glatt läuft. Angst vor Versagen, zu vielen Fragen, Schadenfreude… “

    Ich konnte gerade Gunter Duecks neuestes Buch „Das neue und seine Feinde“ zuendelesen und sehe da durchaus Parallelen. Der „innere Schweinehund“ (diese Wortzusammensetzung gibt es nur in Deutschland, es ist nicht übersetzbar) der „CloseMinds“ verhindert das Austreten aus der Komfortzone. Und die Innovatoren, Visionäre, „Spinner“ müssen erst einmal überall Gegenwind kassieren. Skeptiker sind IMMER in der Überzahl, sei es Freunde, Eltern oder Investoren. Das rädert … und führt dann zu solchen Tragödien. Ich glaube daran, dass man über mehrere Jahre brennen kann: „You must burn!“. Es gibt nichts besseres, als Eustress – positiver Stress! Und wenn der Distress von außen einschlägt – da braucht es u.a. eine offene Community. Bauen wir sie!

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