Beim siebten Expo Day hagelte es gute Nachrichten in den Wagenhallen – für Startup Stuttgart und die Gründerszene in der Region.
Startup Stuttgart freut sich über prominenten Zuwachs. Seit diesem Jahr ist die Innovationsplattform Startup Autobahn Mitglied des eingetragenen Vereins, dessen Ziel es ist, die lokale Startup-Szene zu fördern und das Netzwerk zwischen Gründern und etablierten Playern zu stärken. Dafür ist der sogenannte Expo Day der Startup Autobahn ideal. Jetzt fand der bereits siebte in Stuttgarts Wagenhallen statt. Mit einem neuen Rekord: Bereits 29 internationale Partner, zu denen Weltmarktführer wie Daimler als Begründer der Startup Autobahn, Porsche und seit diesem Jahr auch Bosch, Motherson aus Indien oder Yangfeng Automotive Interiors aus China gehören, stellten diesmal ihre Kooperation mit 27 Startups aus aller Welt vor – und deren nicht weniger als 40 innovative Ideen.
Seit dem Gründungsjahr haben Startup Autobahn powered by Plug and Play mit 220 Startups an über 320 Pilotprojekten in den Bereichen Mobility, Produktion und Unternehmen, viele davon aus der Region Stuttgart, zusammengearbeitet. Davon sind bisher bereits 60 Projekte bei den Unternehmenspartnern implementiert. Damit ist Startup Autobahn die effizienteste Plattform europaweit, nicht wenige sagen weltweit.
Prominenz und Studenten im Dialog auf Augenhöhe
Über tausend Besucher brachte der Expo Day im Februar in den Wagenhallen zusammen. Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und Mercedes-Benz AG und Nachfolger von CEO Ola Källenius als Entwicklungschef, unterstrich in seiner Rede den ambitionierten Weg der Automobilindustrie allgemein und Daimler im speziellen hin zur CO2 neutralen Mercedes-Benz Autoflotte im Jahr 2039. Wie das gelingen solle? Mittels einer eindeutig nachhaltigen Gesamtstrategie im Konzern, bei der Startups auch eine Rolle spielen können.
Baden-Württembergs Verkehrsminister und Grünenpolitiker Winfried Hermann berichtete von Fortschritten in der nachhaltigen Mobilität und war voll des Lobs der Arbeit und Erfolge von Startup Autobahn.
Weltweit erfolgreicher Magnet gen Stuttgart
Woher kommt dieser Erfolg? Raymond Chow von Daimler und einer der Treiber der Startup Autobahn, ist stets mittendrin im Geschehen. „Expo Day ist der Super Bowl der Startup Autobahn“, charakterisiert er das Mega-Event für Stuttgarts Startup Szene, das im Jahr 2016 startete und seit 2018 zweimal im Jahr, im Winter und im Spätsommer, stattfindet. Wie der Name Autobahn nahelegt, geht es um Speed und auch schwerpunktmäßig um die Mobility-Themen, aber nicht ausschließlich.
Das Geniale am Expo Day: Gründer aus aller Welt können sich dank der Einrichtung Startup Autobahn und ihres Akzelerators Plug and Play an einem Ort, für eine Veranstaltung, für einen oder gar nur einen halben Tag treffen, um auf einen Schlag Dutzende Unternehmen zu treffen. Eine phantastische Möglichkeit für zielgerichtetes intensives Networking und Anbahnen von Geschäften in Stuttgart.
Schon in kurzer Zeit ist es mit der unbürokratischen Einrichtung gelungen, die Region weltweit bekannter zu machen für Startups – mit dem Ziel, ein agiles und nachhaltiges Ökosystem in der Region aufzubauen, berichtet Sascha Karimpour, Managing Director von Plug and Play Germany. Dass sich dieses Zusammenspiel zwischen den Etablierten einerseits und innovativen Gründern andererseits so erfolgreich entwickelt, liegt vor allem daran, dass Startup Autobahn eine neutrale Innovationsplattform in der Heimat des Automobils ist, die eine vertiefte und betreute Zusammenarbeit zwischen zentralen Partnern aus der Industrie und jungen Technologieunternehmen moderiert.
In kurzer Zeit ist Startup Autobahn zu Europas größter Innovationsplattform geworden, an deren Expo Days Plug and Play Chef und Gründer Saeed Amidi auch immer aus dem Silicon Valley einfliegt. Mit ungefähr je einem Drittel von Startups aus Deutschland, Europa und weltweit beweist alleine schon dieser Mix, wie ungeheuer attraktiv die Veranstaltung ist.
Startup Stuttgart e.V. Partner der Startup Autobahn
Seit Anfang dieses Jahres ist die weltweit angesehene Innovationsplattform nun auch offiziell Mitglied von Startup Stuttgart. „Seit Gründung der Startup Autobahn gab es eine enge Beziehung zwischen Startup Stuttgart und der Startup Autobahn“, sagt Christoph Röscher, Vorstandsvorsitzender von Startup Stuttgart. „Die Mitgliedschaft ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass die Zusammenarbeit noch enger, der Austausch noch intensiver wird und ein gemeinsames Interesse daran besteht, die Startup-Region weiterzuentwickeln“.
Große Bühne für Pilotprojekte
Erfreulicherweise wächst und gedeiht das Öko-System im und um den Großraum Stuttgart. Es ist vital, Lösungen zu finden und die richtigen Leute herauszufiltern. Darauf hat sich Startup Autobahn spezialisiert.
Die Startups im Programm der Autobahn werden gescoutet oder man kann sich auch direkt dort bewerben. Sofern man die erste Runde schafft, findet ein matchmaking zwischen den Startups und den Unternehmen des Programms statt. In den folgenden hundert Tagen werden gemeinsam Pilotprojekte erarbeitet. Innerhalb dieser gut drei Monate entscheidet sich, ob eine Idee danach weiterverfolgt oder abgeblasen wird. Das spart allen Beteiligten Zeit, Geld und Energie.
Diesmal hieß es große Bühne für so erfolgreiche Pilotprojekte von Startups wie Biomyc aus Bulgarien, das zusammen mit Mercedes-Benz daran arbeitet, für die Montage maßgeschneiderte und nachhaltige Schutzmaterialien zu entwickeln. Way Ahead Technologies aus Zürich, das ursprünglich aus dem Gaming Sektor kommt, hat eines von acht Pilotprojekten zusammen mit Porsche entwickelt. Unzufrieden mit der bisherigen Lane Detection, also Spurerkennung für Fahrzeuge, tüftelten Dominik Stocker und Roger Ruegg daran, ein 3D basiertes System zu entwickeln, das Fahren in Echtzeit erlaubt. Und – für Porsche Fahrer wichtig – auf der Rennstrecke der weltweiten Porsche Experience Centres die jeweils beste Streckenführung voraussagt.
Von Stuttgart aus Fahrzeug in Tel Aviv durch den Verkehr gesteuert
Spektakulär das Pilotprojekt zwischen T-Systems und Ottopia aus Tel Aviv: Über eine Entfernung von 4.000 Kilometern steuerte ein Fahrer über Pedalerie und Display in den Wagenhallen einen Pkw durch den Verkehr in Tel Aviv. Unfallfrei. Dort sitzen zwei Personen im Fahrzeug, um eingreifen zu können, falls das Netz zu langsam ist oder sonst ein Fehler passiert. Denn laut Ottopia Gründer Amit Rosenzweig ist das Netz in Tel Aviv sogar schlechter als das in Deutschland. Und auch hierzulande ist 5 G noch lange nicht flächendeckend installiert.
Um für die Fernsteuerung auch unter schwierigen Netzwerkbedingungen Sicherheit und Zuverlässigkeit bewerkstelligen zu können, verwendet Ottopia AI, die die Qualität des Mobilfunknetzes in den nächsten Sekunden vorhersagt.
Das niederländische Startup Wem.io wiederum kooperiert erfolgreich mit der globalen Austauschplattform DXC Technology aus Böblingen. Mittels der wegweisenden no code platform Technologie von WEM.io konnte ein virtueller und skalierbarer Konferenzraum in lediglich zwei Tagen und von nur zwei Entwicklern realisiert werden. Dadurch können auf Basis einer sicheren Übertragungsumgebung Mitarbeiter, Kunden und Startups im globalen Austausch näher zusammenrücken und gemeinsam Lösungen erarbeiten. Genau das braucht die Zeit der Industrie 4.0.
Showdown für Studentische Pitches
Im Vorfeld zur Präsentation der vielen erfolgreichen Pilotprojekte konnten lokale Studenten von Universitäten und Hochschulen aus der Region Stuttgart ihre Ideen dem illustren Publikum vorstellen. Ob Healthager, Healthynator, My Cabin, My Flask, Pan Shave, Park Pie, Rocky Motion, Smile Mobile oder Stagepro – die Schwerpunkte der jungen Gründer lagen auf Gesundheitsthemen und Nachhaltigkeit. Das Finale von startup BW ASAP, dem Academic Seet Accelerator Program, machte seinem Namen alle Ehre: Die Studenten warteten nicht länger, sondern machten sich sofort an die Umsetzung ihrer Ideen und nutzten die Bühne, für ihre aktuellen Startup Ideen vor potentiellen Unterstützern zu werben.
Nils Hoegsdal Innovationsbeauftragter und Prorektor an der Hochschule der Medien, HdM, in Stuttgart sieht die Startups in der Region als potentielle Arbeitgeber für seine Studierenden und Partner für Innovationsprojekte. „Wenn von den 15 hier präsentierten Ideen nur fünf weitermachen, ist das schon ein riesiger Erfolg“, freut er sich für die Studierenden. „Wir sind froh, dass wir Startup Autobahn in Stuttgart haben. Das ist im Bereich Mobilität die absolut beste Plattform weltweit“, sagt Hoegsdal.
From Lab to App – vom Labor in die Praxis
Egal auf welchem Level, immer geht es darum, möglichst effizient und schnell Talente herauszufiltern. 1.350.000 Tech Startups gehen jedes Jahr an den Start. Wie kann man als Unternehmen da schnell gute Ideen herausfiltern und den Startups zu mehr Geschäft verhelfen? Dem Team der Startup Autobahn ist es schon jetzt gelungen, Stuttgart und Umgebung auf die internationale Startup Landkarte zu setzen. So heißt es im Herbst wieder: Bühne frei für den nächsten Expo Day mit vielen weiteren erfolgreichen Innovationen für Baden-Württemberg.
Text: S Roeder
Fotos: Startup Autobahn, Startup Stuttgart e.V.