Interview mit Thomas Munz und Dirk Sturz von Stuttgart Financial – Initiativen für Gründer (Teil 1)

Gastinterview von Florian Schweer
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Wenn man sich in der Stuttgarter Gründerszene umhört, wer Gründungsinteressierte unterstützt und vernetzt, hört man eigentlich immer wieder IHK, ifex und bwcon. Die Arbeit und die Angebote von Stuttgart Financial für Existenzgründer sind bisher eher nur Insidern bekannt. Ich finde das sollte sich ändern und habe mich mit Dirk Sturz, Diplom-Kaufmann und leitet Stuttgart Financial seit 2007, und Thomas Munz, Vorstand der Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. und Mitglied des Beirats von Stuttgart Financial, über ihre Arbeit und Initiativen unterhalten.

In Teil I des Interviews erfahrt ihr mehr über die Aufgaben und Initiativen von Stuttgart Financial und die Aktivitäten zur Förderung von Existenzgründern am Standort Stuttgart bzw. im Land Baden-Württemberg.

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Was sind die Aufgaben von Stuttgart Financial?

Thomas Munz: Bevor wir auf die konkreten Aufgaben eingehen, würde ich gerne den organisatorischen Hintergrund von Stuttgart Financial kurz erläutern. Einer der Initiatoren für die Gründung von Stuttgart Financial ist die Vereinigung Baden-Württembergische Wertpapierbörse e.V. In der Satzung der Vereinigung haben wir uns neben dem Betrieb der Börse Stuttgart, der Förderung des Finanzplatzes Baden-Württemberg verschrieben und agieren als gemeinwohlorientiertes Unternehmen. Stuttgart Financial ist keine staatlich finanzierte Institution, sondern wird durch die Vereinigung und durch die Erträge aus dem Betrieb der Börse finanziert. Diese Konstellation ist in dieser Form einmalig in Deutschland.

Dirk Sturz: Stuttgart Financial versteht sich als Plattform zur Vernetzung der einzelnen Akteure am Finanzplatz Baden-Württemberg. Dazu zählt auch, Unternehmen und Finanziers zusammenzubringen. Gerade bei Existenzgründungen sehen wir hier noch Handlungsbedarf.

Sie haben vom Finanzplatz Baden-Württemberg gesprochen. Wenn man an Finanzplätze denkt, fallen einem in Europa eher Frankfurt oder London ein. Existiert tatsächlich ein Finanzplatz Stuttgart?

T. Munz: Sie haben natürlich dahingehend Recht, dass Stuttgart bzw. Baden-Württemberg nicht als großer Finanzplatz wahrgenommen wird. Das liegt insbesondere daran, dass wir in Baden-Württemberg eine extrem starke, mittelständisch geprägte Realwirtschaft haben. Die baden-württembergischen Finanzdienstleister bewegen sich mit der Realwirtschaft bei uns eher auf Augenhöhe. In den von Ihnen genannten Städten werden andere Industrien von der Finanzindustrie überstrahlt und in den Schatten gestellt. Wir halten das bei uns vorherrschende Verhältnis für ausgewogen und unterstützen insbesondere die Vernetzung von Real- und Finanzwirtschaft.

Wie sehen Ihre Aktivitäten und Initiativen aus, mit denen Sie den beschriebenen Plattformgedanken mit Leben füllen und die einzelnen Akteure miteinander vernetzen?

T. Munz: Grundsätzlich liegt unser Fokus nicht auf der Ausrichtung eigener Veranstaltungen sondern eher auf der Unterstützung von Angeboten, die von anderen Veranstaltern initiiert und durchgeführt werden. Wir treten auf diese Weise nicht in Konkurrenz zu bestehenden bzw. entstehenden Angeboten auf. Das könnten wir mit unserem kleinen Team auch überhaupt nicht leisten. Es geht vielmehr darum bei Engpässen die Veranstalter als Partner zu unterstützen. Das kann beispielsweise durch die Vermittlung eines kompetenten Referenten aus unserem Netzwerk geschehen. Wir stellen auch regelmäßig unsere Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung oder sponsorn die Bewirtung. Wir unterstützen unsere Kooperationspartner je nach konkretem Bedarf.

D. Sturz: Unseren Partnern ist klar, dass wir keine Konkurrenz darstellen. Dementsprechend werden auch viele Vorschläge für Aktivitäten von Stuttgart Financial von Partnern oder der Politik an uns herangetragen. Im Laufe der Zeit ist eine große Bandbreite von unterschiedlichen Veranstaltungen umgesetzt worden. Das kann ein Kongress, ein Weiterbildungsangebot für Spezialisten zu einem bestimmten Thema, aber auch eine reine Spaßveranstaltung, wie beispielsweise unsere AfterWork Party oder das Pub Quiz sein.  Wir bieten somit einfach Gelegenheiten sich innerhalb der Branche kennenzulernen, regelmäßig wieder zu treffen und sich in einer angenehmen Atmosphäre, abseits von Besprechungen, Telefonaten mit Kunden und dem nächsten Termin, auszutauschen.
Darüber hinaus ist uns wichtig, dass unsere Angebote auch für die mittlere Führungs- bzw. die Arbeitsebene bei den Finanzdienstleistern in der Region interessant sind. Die Führungskräfte an den Spitzen der Unternehmen sind i.d.R. gut untereinander vernetzt. Wir wollen die Vernetzung in die Breite vorantreiben.

Gibt es auch spezielle Angebote für Gründer in Baden-Württemberg?

D. Sturz: Definitiv! Baden-Württemberg ist Innovationsland. Der Bedarf zur Förderung von Hightech-Gründungen ist dennoch hoch, um auch in den zukunftsträchtigen Branchen den Anschluss nicht zu verpassen und langfristig unsere Spitzenposition im Technologiebereich verteidigen zu können.

Aus diesem Grund betreiben wir gemeinsam mit der ifex unter der Marke VC-BW ein Netzwerk für Beteiligungskapital. Wir arbeiten hier eng mit den bestehenden Gründer- und VC-Netzwerken zusammen und verfolgen das gemeinsame  Ziel die Gründungsaktivitäten in Baden-Württemberg auch überregional sichtbar zu machen. Dies ist notwendig, um auch (größere) Investoren außerhalb Baden-Württembergs auf gute Ideen und unseren Unternehmer-Nachwuchs aufmerksam zu machen.

Die Internet-Plattform von VC-BW bietet Gründern einen guten Überblick zu den Themen Finanzierung, Investoren und Netzwerke. Neben aktuellen Beiträgen und Veranstaltungshinweisen können hier die jeweiligen Ansprechpartner der beteiligten Netzwerke gefunden werden.

VC-BW-Logo

Wir bieten mit dem jährlich stattfindenden Venture Capital-Pitch jungen Unternehmen mit einem großen Finanzierungsbedarf eine Möglichkeit sich vor potenziellen Investoren zu präsentieren [Anm. d. Red.: der nächste VC-Pitch findet am 29.01.2014 statt]. Sie erhalten auf diese Weise die Möglichkeit, Kontakte zu Investoren zu knüpfen und erhalten von diesen detaillierte Rückmeldung hinsichtlich ihrer Ideen, Produkte und ihrer Präsentation als Unternehmer. Die Auswahl der Unternehmen erfolgt über eine Jury, die mit Experten unserer Netzwerkpartner besetzt ist. Damit sichern wir ein Qualitätsniveau, durch das wir auch Investoren bspw. aus Hamburg oder München für die Teilnahme an dieser Veranstaltung gewinnen können.

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Über den Interviewer

Florian Schweer

Florian Schweer ist Unternehmer und Gründer der FSBV GmbH. Vor der Gründung seines Unternehmens war er von 2003-2012 in unterschiedlichen Funktionen und in mehreren Unternehmen für die Gruppe Börse Stuttgart tätig.

Bildquelle Headerbild: Stuttgart Financial

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