4 Fragen an finance, baby!

Tessa und Denise von finance ,baby! bauen gemeinsam eine Learning-Plattform für Frauen rund um finanzielle Challenges in jeder Lebenssituation auf. 

Tessa hat Werbung & Marktkommunikation studiert, Denise ist Kommunikationswissenschaftlerin und hat in den letzten Jahren im Marketing und im Produktmanagement gearbeitet. Sie haben sich bei ihrem vorherigen Job in einem StartUp in Stuttgart kennen- und die gemeinsame Arbeit als auch das Unternehmertum lieben gelernt. 

Vor allem sind sie jedoch eins: Befürworterinnen einer Welt, in welcher jeder gleichberechtigt ist. 

Wir konnten Denise und Tessa von finance, Baby! unsere Fragen stellen.

Wie hat alles bei euch angefangen?

“Die Idee kam tatsächlich aus einem eigenem, persönlichen Problem im ersten Lockdown letztes Jahr, da plötzlich das Thema Kurzarbeit, Kündigungen und finanzielle Unsicherheit überall zu sehen und hören war. Denise hatte plötzlich große Angst vor einer Kündigung und ihr ist bewusst geworden, dass sie, sollte dies eintreffen, kaum Puffer auf dem Konto hat, der sie über Wasser hält und sie fernab davon auch überhaupt keine Ahnung von ihren Finanzen hat. Das Thema war immer etwas fernes, was man von einem wegschiebt, weil es so unangenehm ist und es ja sowieso mehr Spaß macht, im Hier und Jetzt sein Geld auszugeben.

Denise hat angefangen zu recherchieren und nach einer Lösung zu suchen, die anschaulich und einfach erklärt ist und vor allem so, dass die Angst vor dem Thema genommen wird, statt sie noch zu vergrößern. 

Es gab jedoch absolut nichts, was passend gewesen wäre und so hat sie das Thema kurzer Hand selbst in die Hand genommen, indem sie anfing, mit möglichst vielen Frauen über Geld zu sprechen. Schnell hat sie bemerkt, dass es nicht nur ihr so ging, sondern so ziemlich jeder Frau, mit der sie gesprochen hat. Dann war klar: eine Lösung muss her – und wenn diese keiner baut, dann bauen wir sie selbst.”

Was kann man, wenn man die Kurse gemacht hat?

“Die Kurse, die wir finance classes nennen sind so ausgelegt, dass Du, je nach Deiner individuellen Lebenssituation, genau da starten kannst, wo Du am meisten Hilfe benötigst. 

In unserer Starter Class gehen wir mit Dir zum Beispiel den Weg ganz von vorne: wir schauen uns Deine aktuelle finanzielle Situation an, verschaffen uns einen Überblick über Deine Einnahmen und Ausgaben, Du setzt Dir finanzielle Ziele und lernst, wie Du Dein Geld budgetierst und damit umgehst. Wir zeigen zudem alle Möglichkeiten auf, die es gibt, um finanziell vorzusorgen, sodass Du Dir ein erstes Bild darüber machen kannst, welche Möglichkeit für Dich in Frage kommt. 

Unsere weiteren finance classes bauen dann darauf auf – wie zum Beispiel die Investment Class. Hier lernst Du Schritt für Schritt alles über die Börse, über Aktien und ETFs und Du legst mit uns fest, welche Anlagestrategie zu Dir passt und welche Investments Du tätigen möchtest. Außerdem erstellen wir mit Dir in wenigen Schritten Deinen ersten Sparplan.

Das Beste daran ist, dass Du nie allein bist: in unserer Community kannst Du vor, während oder nach einem Kurs jederzeit Fragen an uns richten oder Dich mit anderen KursteilnehmerInnen zu Themen austauschen.”

Wie reagieren Männer auf finance, baby?

“Die Reaktionen sind gemischt. Wir haben unglaublich viele männliche Supporter, die uns danken und unsere Mission verstanden haben. Erst vor kurzem hat uns ein Vater geschrieben, dass er sich von Herzen bei uns bedankt, da wir seiner Tochter einen Weg oder viel mehr eine Welt ermöglichen, in welcher sie unabhängig von jedem selbst finanziell stark werden kann. 

Die erste Frage, die wir meist von Männern gestellt bekommen, ist “Warum macht ihr das für Frauen und nicht für Männer?” – und das ist auch berechtigt. Wir schließen prinzipiell niemanden aus, sprechen uns aber bewusst FÜR Frauen aus, da diese noch benachteiligt sind. Angebote im Finanzbereich sind stark auf den Mann ausgerichtet. Zum einen sind Inhalte nicht verständlich aufbereitet, es wird also oft davon ausgegangen, dass schon Vorkenntnisse da sind, was bei Frauen aber meistens nicht der Fall ist. Außerdem sind viele von uns noch mit traditionellen Rollenbildern aufgewachsen und leben oftmals selbst noch in diesen Rollenbildern: der Mann kümmert sich um das Geld und die Finanzen, die Frau bleibt bei den Kindern zuhause, hat das geringere Einkommen und überlässt Geldthemen dem Mann. Dadurch entstehen Berührungsängste mit dem Thema und die Frauen trauen sich erst gar nicht sich selbst mit dem Thema zu beschäftigen. Wenn dann aber der Fall eintritt, dass man plötzlich nicht mehr die finanzielle Sicherheit von einem Mann hat aus welchen Gründen auch immer, dann muss man sich mit dem Thema beschäftigen aber weiß überhaupt nicht wie und es fehlt ein Startpunkt, der einem genau sagt wo man anfangen soll und welche Schritt dann nacheinander kommen. 

In vielen Bereichen herrscht immer noch keine Gleichberechtigung von Mann und Frau und beim Thema Geld eben auch. Zum Beispiel liegt die Gender Pay Gap im Moment bei 21%, was bedeutet, dass Frauen für die exakt selbe Arbeit im Schnitt 21% weniger Geld bekommt als Männer. Ein anderes Beispiel: die Pension Gap also die Rentenlücke. Frauen erhalten im Schnitt 59% weniger Rente. Und das kommt zB dadurch, dass Frauen noch häufiger für die Erziehung der Kinder zu hause bleibt und für diese Zeit natürlich weniger oder gar nichts verdient. Hier fehlt es eben an Gleichberechtigung. Frauen sollten für die gleiche Arbeit gleich viel Geld bekommen und nicht nur aufgrund des Geschlechts anders behandelt werden. Oder Männer dürfen gerne häufiger in Elternzeit gehen.”

Welchen Tipp habt ihr für andere Gründer*innen?

“Sich nicht beirren zu lassen und auch InvestorInnen eine menschliche Seite zu zeigen. Wir müssen uns nicht verbiegen, nur um Gelder einzusammeln oder vor einer Jury stark zu wirken. Vielleicht bringt uns das in dem einen Moment den Sieg, ja. Aber langfristig profitiert der, der sich selbst treu bleibt und ehrlich und offen ist. Und wenn das bedeutet, in manchen Momenten Unsicherheit zu zeigen oder ehrlich zu sagen, dass man eine Meinung nicht teilt, dann ist das in Ordnung.”

Der nächste Schritt bei finance, baby! wird sein, dass sie in den kommenden drei Monaten eine GmbH gründen und in die erste Finanzierungsrunde gehen. Dann möchten sie sich voll darauf konzentrieren ihre Learning-Plattform auszubauen und langfristig Lösungen für jede finanzielle Herausforderung im Leben einer Frau zu bieten. Finance, baby! wird hierfür der zentrale Ort sein. 

Zudem tragen sie einen großen Schritt zu female empowerment und Gleichberechtigung bei. Mit ihrer Produktpalette, die nicht nur aus Online-Kursen sondern auch aus Live- und Online-Events sowie Workbooks bestehen wird, tragen sie Schritt für Schritt dazu bei, die Ungleichheit zu schließen und Frauen dahingehend stark zu machen, dass sie finanziell keine Angst mehr haben müssen und Herausforderungen einfach und vor allem gemeinsam bewältigt werden können.

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