Schneller vorwärts per Accelerator

Startup Koena tec spart Energie für Endnutzer und erhielt Anschubhilfe vom M.Tech 

„Energie einzusparen, ist uns eine Herzensangelegenheit“, sagt Manuel Armbruster. „Das hat letztendlich auch den Ausschlag gegeben, dass wir sagten: Wir wollen in diesem Bereich aktiv werden.“ Manuel ist einer der drei Gründer des Stuttgarter Startup Koena tec. Wie Pirmin Boch und Malcolm Yadack kommt er aus dem Energiebereich. Der Motivationsschub entsprang dem Gefühl der Drei, etwas bewegen zu wollen. Orientierungs- und Starthilfe gab es knapp zwölf Monate lang vom Stuttgarter Accelerator M.Tech

Den M.Tech gibt es seit gut zwei Jahren. In dieser Zeit hat das Team mehr als 50 Gründungsvorhaben bei ihrem Gründungsprozess begleitet. Das Gründungsdatum hat Projektleiter Moritz Stahl genau im Kopf: „Uns gibt es seit dem 14. Juli 2017. An diesem Tag übergab uns Ministerin Nicole Hoffmeister-Kraut auf dem ersten Startup-Gipfel in Stuttgart offiziell die Co-Finanzierungserklärung. Damit war das Programm quasi geboren.“ Das M im Namen steht für den Bereich Mobility und Manufacturing, erklärt der Berater.

Moritz und Manuel von Koena

Das Programm, ein Acceleratoren-Programm, richtet sich an in der Frühphase. Aber nicht an x-beliebige, sondern solche, die Mobilität, Manufacturing und Engineering zum Inhalt haben. „Unser USP ist, dass wir nicht den Ansprüchen eines großen Unternehmens genügen müssen, sondern die Gründer neutral begleiten können. Dabei wissen wir eine breite Anzahl von Partnerunternehmen in unseren Reihen, unser sogenanntes Mobility & Manufacturing Board und das kann Türen öffnen“, unterstreicht Moritz die Vorteile von M.Tech. Wie der Name nahelegt, beschleunigt ein Accelerator die Vorgänge, weil er manch eine Klippe zu umschiffen weiß und über ein großes aktives Netzwerk verfügt.

Netzwerken als A und O

Wie aber fanden Manuel, Pirmin, Malcolm von Koena tec und M.Tech zueinander? „Wir von bwcon, kurz fürBaden-Württemberg connected und einer von derzeit fünf Projektpartnern und Initiatoren des M.Tech und hat die inhaltliche Projektleitung. Die andern Partner sind die Landeshauptstadt Stuttgart, WirtschaftsförderungRegion Stuttgart, TTI GmbH und wizemann.space. Bwcon, wo ich angestellt bin, machen schon seit vielen Jahren Vorgründungs- und Gründungsberatung im Technologiebereich. So haben sich auch Manuels und meine Wege schon relativ früh gekreuzt, nämlich Anfang des Jahres 2016“, erinnert sich Moritz. Manuel hatte damals einen der EXIT Hightech Gründungsscheine des Landes Baden-Württemberg ergattert und kam so mit dem Innovationsdienstleister bwcon in Kontakt. „Als Netzwerk kennen wir natürlich viele Leute, Unternehmen und gute Technologie-Startups, die wir aktiv für das M.Tech Programm ansprechen.“ Wäre dies nicht der Fall gewesen, hätte sich das Gründertrio beim M.Tech über die Homepage bewerben können. „Jeder ist meines Erachtens selbst dafür zuständig, sich Programme oder Acceleratoren rauszusuchen, die zur eigenen Person passen“, meint Manuel. 

Die Wahl der drei ehemaligen Absolventen der Hochschule für Technik in Stuttgart fiel nicht auf das Wizemann Space, in dem M.Tech ansässig ist und dessen mietfreie Nutzung für drei Monate Teil der Unterstützung durch den Accelerator ist, sondern auf den Steyg als Aktionsplattform von Koena Tec. Das hat einen rein praktischen Grund: Das Pendeln zwischen den Büros an der Hochschule und den Coworking Spaces im Steyg war räumlich problemlos möglich. Inzwischen haben alle drei Energieexperten ihre Beschäftigungsverhältnisse an der Hochschule gekündigt, um sich ganz auf Koena Tec konzentrieren zu können. Das Programm beim M.Tech Accelerator haben sie abgeschlossen. „Wir sind im November 2018 eingetreten und jetzt beim letzten Mobility Board Meeting im September offiziell verabschiedet worden. Seit zweieinhalb Jahren sind wir mit dem Studium fertig, hatten aber alle für die Anfangsphase der Selbständigkeit noch einen Job nebenher. Jetzt heißt es: Volle Pulle für Koena“.

With a little Help from M.Tech Accelerator

M.Tech sitzt im Wizemann Space nicht zuletzt, weil es ein Partner im Accelerator-Konsortium ist und in diesem Co-Working Space die Veranstaltungen von M.Tech stattfinden und eben auch Gründer hier arbeiten können. „Im Wizemann zu arbeiten, ist ein Angebot von uns, es ist kein Muss-Kriterium“, erklärt Moritz und fügt hinzu, dieses Angebot rühre nicht zuletzt daher, dass der M.Tech Accelerator Gründungsvorhaben in einer frühen Phase unterstützt. Denn, so weiß der Projektleiter aus Erfahrung: „Manche liebäugeln mit dem Gründungsvorhaben, haben aber auch noch eine feste Anstellung. Das bedeutet: Sie haben gar nicht die Kapazität, Vollzeit an ihrer Gründung zu arbeiten. Denen soll aber auch die Möglichkeit gegeben werden, in einem neutralen Umfeld einen potenziellen Kunden oder Partner zu treffen.“ Im Übrigen sei es ein Grundcharakteristikum des M.Tech Programms, dass man an ihm auch quasi von auswärts teilnehmen könne. „Um an den entscheidenden Veranstaltungen teilzunehmen, muss man nicht dauerhaft vor Ort sein aus Sorge, etwas zu verpassen.“ 

Die Auswahl der Gründungsvorhaben, die M.Tech inhaltlich unterstützt, geht über eine klassische Anfrage seitens der Gründer. „Wenn die Förderlinie und Branchenfokus passen, dann erörtern wir in einem persönlichen Gespräch das beiderseitige Commitment. Also, ob wir einerseits die Anforderungen des Gründungsvorhabens erfüllen können. Wir sind da transparent, versprechen nichts, was wir nicht halten können“, betont Projektleiter Moritz. Genauso schaue man, ob es sinnvoll ist, das ausgelobte Gründungsvorhaben aufzunehmen. 

Generell sei zu beachten, dass sich in der Gründungsphase die Geschäftsmodelle oder Anwendungsfelder von Startups schnell ändern können. „Man muss ein bisschen über den Tellerrand blicken und abwägen, ob die Branche die richtige ist, oder ob das Startup nicht vielleicht zunächst in einem anderen oder nahen Anwendungsfeld schneller Fuß fassen kann. Aber das ist alles ein Prozess, den man im Programm erarbeiten kann“, unterstreicht Moritz mit Nachdruck die Vorteile des Accelerators mit angeschlossenem Mentoring. „Wir können Türen öffnen, durchgehen müssen die Gründer allein.“

Zielsetzung bei M.Tech

Was ist die Zielsetzung des M.Tech Accelerator? Zielgruppe sind Gründungsvorhaben aus dem Mobilitäts- und Produktionsbereich. „Das kann relativ breit gefasst sein, kann Hardware sein, kann Software sein, kann eine Mischform sein. Da sind wir recht flexibel“, beschreibt Moritz die Auswahlkriterien und ergänzt: „Uns geht es darum, den Fit mit den Partnerunternehmen herzustellen“ Logisch, denn je besser das Zusammenspiel mit den Partnerunternehmen, desto höher die potenziellen Synergien für alle Beteiligten. Wesentlich dabei ist, dass die Partnerunternehmen interessant sind für die Gründer, dass sie attraktive Mehrwerte liefern können, Anwendungsfelder liefern können, im Zweifel Kapital liefern können. Und dass die Gründer ihrerseits eine interessante Technologie für die Partnerunternehmen darstellen. Für den M.Tech Accelerator bedeutet dies, „mit unserem Programm Gründungsvorhaben in einer vorwettbewerblichen Phase idealerweise bis hin zur Marktreife hin zu entwickeln.“ Sei es, dass es zur ersten Pilotanwendung im Markt kommt, dass das Startup erste Aufträge erhält oder das erste Kapital akquiriert.

Finanziert wird der M.Tech Accelerator als einer der Startup BW Landesacceleratoren, deren Programm unter anderem vom Wirtschaftsministerium und Geldern des Europäischen Sozialfonds gefördert wird.

Aktuelles Thema: Stabilisieren des Stromnetzes

Was ist das Geschäftsmodell von Koena tec, das M.Tech unterstützt? „Unsere ganz große Vision ist, dass wir mit unserem System das Stromnetz stabilisieren“, sagt Manuel, der bei Koena den Part des Geschäftsführers innehat. Diese Vision steckt programmatisch im Namen des Startup. Denn koena steht hawaianisch für stabilisieren und balancieren. Warum hawaianisch? Ist einer der Gründer passionierter Surfer? „Nein. Auf der Suche nach einem Namen, fanden wir, dass der Name sich einfach gut anhört“, sagt er lachend.

Aus dem Anliegen, grundsätzlich Energie einsparen zu wollen, entstand die Idee, in diesem Bereich professionell aktiv zu werden. Die Idee zu Koena Tec entstand dann Schritt für Schritt. „So ist das meines Erachtens immer bei Ideen. Es war also nicht so, dass wir die Idee hatten: Wir sparen im Gastronomiebereich Energie ein und machen das genau so, wie das Produkt auf dem jetzigen Stand dasteht. Denn ich glaube, man hat nie das fertige Produkt“, erklärt Manuel den Entwicklungsprozess. Gerade deshalb sind Acceleratoren wie M.Tech so wichtig, weil sie mit Rat und Tat zur Seite stehen können.

Wären auch andere Acceleratoren in Frage gekommen? „Klar“, sagt Manuel. Schließlich recherchiere man, wo und wie man mit seiner Gründungsidee am besten weiterkommen könne. „M.Tech war immer schon auf dem Schirm, weil die gut zu uns passen. Aber ich glaube, man muss sich nicht auf einen beschränken. Wir haben auch noch mit ein paar anderen gesprochen. Wenn ein anderer auch gepasst hätte, dann wären es eben zwei gewesen.“ Tatsächlich komme vielleicht bald ein neuer Accelerator bei Koena Tec dazu. „Dazu“, das sagt er ganz bewusst. Man solle den Begriff Accelerator nicht auf die Vorgründungsthematik beschränken. Vom Netzwerk eines Accelerators könne Koena auch weiterhin profitieren. Moritz nickt zustimmend.

Oh-Je-Tage überstehen 

Schon mal überlegt, alles hinzuwerfen, weil der Druck zu groß, die Angst vor der eigenen Courage übermächtig wurden? Manuel schüttelt entschieden den Kopf. Wenn ein Startup eine Gründungsidee hat, dann wolle es das auch mit Commitment vorantreiben. Muss der Accelerator dennoch einen gewissen Erfolgsdruck ausüben? Wiederum Kopfschütteln. „Druck entsteht da von ganz allein“, weiß Moritz. „Jedes gute Startup geht ambitioniert vor. Da müssen wir nicht noch Druck schüren. Wenn wir der ausschlaggebende Hebel wären, dass etwas geschieht, dann würde die Geschäftsidee am Markt relativ schnell untergehen.“ 

Koena Tec sieht sich gut aufgestellt. „Auch im Team haben wir uns sehr gut entwickelt, haben unsere Aufgaben gut verteilt, stehen jetzt wo wir stehen und sind motiviert, weiterzumachen.“ Klar, Momente des Zauderns habe jeder, nach dem Motto: „Oh Gott, was habe ich mir da bloß angetan“? Das, so Manuels Überzeugung,  sei „grundsätzlich auch ein Moment, den man miterleben muss. Aber ich glaube, bei uns war es nie so, dass die Gefahr bestand, dass einer hinschmeißen würde.“ 

Region mit viel Potenzial – „Da kommt noch einiges“

Den Vorwurf, Deutschland kleckere mit Unterstützung finanzieller wie ideeller Art, wo Länder wie die USA, China oder Israel klotzen, will Manuel nicht teilen. Er könne keine Vergleiche mit Ländern wie Amerika anstellen, weil er es nicht selbst erlebt habe. Mit Sicherheit gebe es aber dort wie auch hierzulande Vor- und Nachteile. „Es ist immer leicht, sich zu beschweren. Ich will nicht jammern, das hat keinen Sinn. Zumal ich glaube, dass es uns hier in Stuttgart ganz gut geht. Da wächst etwas heran und da ist in den letzten Jahren auch schon viel passiert und ich glaube, da wird auch in den nächsten Jahren noch viel passieren.“ Kurzum: Koena Tec sieht sich in Stuttgart „in einer ganz guten Umgebung. Das ist wichtig.“

Hat Tipps für andere Gründungswillige parat? „Nun packe ich vermutlich wohl bekannte Phrasen aus. Trotzdem befolgen wir sie bei Koena: Nicht aufgeben! Immer dran bleiben! Einfach machen, wenn man eine Idee hat! Und immer schön fokussiert bleiben!“ 

Text und Foto: S.Roeder

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